Musik

Laetitia Sadier in der Manufaktur

Vor knapp fünf Wochen, beim Auftritt von Yo La Tengo war es in der Schorndorfer Manufaktur brechend voll gewesen. An diesem Abend hätte ich dagegen fast gedacht, ich hätte mich im Datum geirrt, wären da nicht die Plakate, die verkündeten, dass heute Laetitia Sadier spielt.

Nun ist Laetitia natürlich nicht so bekannt (der typische Erklärungsversuch verläuft in etwa so: "Kennst Du Stereolab?" - "Nein." - "Okay, dann wird's schwierig ..."), aber der Kontrast war schon ziemlich frappierend. Die Manufaktur war vorbereitet und hatte den Raum per eingezogenem Vorhang verkleinert. Am Ende waren es dann vielleicht 50 Leute, die sich für die Musik von Laetitia Sadier interessierten.

Im Vorprogramm gab es zunächst einmal einen jungen Mann mit Gitarre: Jens Bosteen spielte ein paar nette Songs. Es war okay, aber hängen geblieben ist bei mir nichts. Witzig fand ich noch, dass er von der Bühne herunter ein Foto vom Publikum gemacht hat (nachdem er um Erlaubnis gefragt hatte).

A propos Fotografieren: Es waren vier Personen anwesend, die sowohl das Vor- als auch das Hauptprogram ausführlich dokumentieren mussten. Natürlich mit Spiegelreflexkameras, komplett mit dicken Objektiven und dem typischen Klickgeräusch (zum Glück aber ohne Blitz). Gerade in so einem eher intimen Setup empfand ich es doch als ziemlich störend, wenn da ständig jemand vor der Bühne herumhampelt, um noch eine ungewöhnliche Perspektive zu finden. Etwas mehr Zurückhaltung wäre da vielleicht angebracht gewesen.

Laetitia Sadier Zur Musik: Laetitia trat dieses Mal mit Band auf (je ein Herr am Schlagzeug und am Bass während sie die E-Gitarre bediente). Keyboards waren keine anwesend, ein paar Effekte kamen aus den kleinen Wunderkisten mit Fussbedienung sowie einem Laptop - aber im Wesentlichen gab es Gitarrenpop, verschnörkelt zwar, aber ohne viele Effektspielereien.

Mich hat es etwas gewundert, dass Laetitia schon wieder auf Tour ist, denn ein neues Album hatte sie nicht mitgebracht. Insofern war sie auf dem gleichen Stand wie bei ihrem Solo-Auftritt im Schocken in Stuttgart vor knapp zwei Jahren. Soweit ich die Songs zuordnen konnte, stammten sie hauptsächlich aus ihren beiden Solo-Alben. Eingestreut gab es ein paar Ausreißer: Gleich zu Beginn ein Stück aus einem Soundtrack (Titel vergessen, sorry), dann einen Song, den sie zusammen mit Tim Gane geschrieben hat (but it's not a Stereolab song) und es war wohl auch der eine oder andere Titel von Monade dazwischen.

Zwischendurch gab es immer wieder kurze Einführungen zu den Songs. Auch Politik kam zur Sprache (Merkel - she's not so good for democracy), was nun wirklich niemanden überraschen sollte, der schon einmal den Text eines Stereolab-Songs genauer gelesen hat. Entsprechend war auch keine Unmutsäußerung im Publikum zu hören und wir wurden kurzerhand ironisch zu my brothers and sisters erklärt.

Unterhaltsam war's, wenn auch etwas kurz. Schon nach knapp einer Stunde (inkl. Zugaben) war Laetitas Auftritt auch schon wieder vorbei. Danach stand sie noch am kleinen Verkaufsstand zum Signieren und Chatten zur Verfügung.

Nice t-shirt! Na, wenigstens ist sie mir nicht ins Gesicht gesprungen, weil ich im Stereolab-T-Shirt aufgekreuzt bin (die derzeitige "Pause" der Band ist ja wohl vor allem auf interne Meinungsverschiedenheiten zurückzuführen). Interessiert hat mich noch, wann denn mit neuem Material zu rechnen sei. Aber da ist wohl noch Geduld angesagt: Sie würde jetzt langsam anfangen, Songs zu schreiben und eine erste Recording-Session ist für August angesetzt. Das kann also noch etwas dauern.

Egal, von mir aus kann Laetitia auch gerne nochmal ohne neue Songs in die Region kommen (ob mit oder ohne Band). Bis gleich (wie sie mir beim letzten Mal als Kommentar auf einem Poster hinterließ).

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