Yo La Tengo in der Manufaktur
2006 war es, da wollte ich schon einmal zu einem Konzert von Yo La Tengo. Tatsächlich war ich auch dort - aber nur für knapp 30 Minuten des eigentlichen Auftritts der Band. Das Konzert fand in Heidelberg statt und ich hatte mir ausgerechnet, dass ich anschließend noch einen Zug zurück nach Stuttgart nehmen könnte. Was ich nicht wusste war, dass ausgerechnet in dieser Nacht das neue Stellwerk im Heidelberger Hauptbahnhof in Betrieb genommen wurde und der Bahnhof daher früher als gewohnt schließen würde. Und so musste ich das Konzert viel zu früh verlassen.
Sieben Jahre später ging ich daher kein Risiko ein und habe mir für die Nacht ein Hotelzimmer in Schorndorf genommen.
Der Auftritt von Yo La Tengo begann mit eher ruhigen Songs. Einige davon waren wohl vom neuen Album "Fade", das ich aber noch gar nicht gehört habe. Eigentlich habe ich in diesem Teil des Konzerts nicht einen einzigen Song erkannt. Das ist nicht notwendigerweise schlecht, aber ungewohnt.
Schließlich verkündete Ira Kaplan, dass nach dem nächsten Song eine Umbaupause sein würde. Und nach dieser Pause ging es dann auch ganz anders weiter - es wurde laut. Und es gab endlich auch ein paar Songs zu hören, die ich kannte - glaube ich zumindest. Denn leider blieb jetzt auch die Soundqualität (die bisher sehr gut gewesen war) auf der Strecke. Insbesondere der Gesang war eigentlich überhaupt nicht mehr zu verstehen. Schade.
Der Stimmung tat das keinen Abbruch - nach etwas Gewöhnung an den Lärm und die Verzerrungen konnte man durchaus seinen Spaß daran haben.
Im Publikum wurde es jetzt dann auch endgültig kuschlig. Für empfindliche Nasen war das allerdings auch nichts. Leute, ich verstehe ja, dass Winter ist. Aber es gibt eine Garderobe - man muss nicht mit den dicken Klamotten in einen prallvollen Raum gehen. Die alberne Mode, auch Indoors Wollmützen zu tragen, trägt hier wohl auch ihren Teil bei. Egal, Nase zu und durch ...
Die Überraschung an diesem Abend war die Freude, die ich beim Beobachten von Georgia Hubley am Schlagzeug hatte. Mit welcher Konzentration diese kleine drahtige Frau zu Werke geht ist schon sehenswert. Ihr schnörkelloser Stil ist auch ein guter Kontrast zum gelegentlichen Ausbruch von Rockstar-Posen bei Ira Kaplan. Hier will einfach nur jemand einen guten Job machen und nichts und niemand wird sie davon abhalten. Dass sie durchaus ihren Spaß dabei hatte, konnte man etwa bei "Styles Of The Times" sehen. Mit spitzbübischem Grinsen und Feuereifer ging sie da zu Werk. In der Pause des Songs einmal kurz und tief Luft geholt und dann ging es mit voller Konzentration weiter.
Damit will ich die Leistung der anderen beiden Musiker keineswegs schmälern. Von den Soundproblemen abgesehen (für die die Band ja nichts kann) war offensichtlich, dass hier (um alle abgedroschenen Phrasen zu benutzen) Vollblutmusiker und Multi-Instrumentalisten am Werk waren. Jede(r) hat ein bevorzugtes Instrument, beschränkte sich aber nicht darauf und sang auch (nicht nur Background).
Am Ende gab es gleich zwei Sets von Zugaben, bei denen auch die Bühnenhelfer bei einem Song mithelfen "durften". Coverversionen von ZZ Top und Fleetwood Mac(!) wurden gespielt und am Ende gab es nochmal ein ruhiges Stück mit Georgia an den Vocals als Rausschmeißer.
Die Soundprobleme im zweiten Teil des Konzerts haben die Freude etwas getrübt, aber ansonsten war es ein gelungener Abend. Und endlich auch mal ein vollständiger ...