Oldie-Abend, Teil 1: Peter Gabriel in der Schleyerhalle
Zum dritten Mal also Peter Gabriel in der Schleyerhalle. Zur Tradition reicht das noch nicht, denn dazu kommen seine Gastspiele zu unregelmäßig (nach 2003(!) und 2012).
Neues Material hatte der Meister auch dieses Mal wieder nicht im Gepäck. Waren es letztes Jahr noch fürs Orchester aufbereitete Versionen von ausgewählten Stücken quer durch sein Oeuvre, so war dieses Mal angekündigt, dass das komplette Album "So" gespielt werden sollte.
Interessant für mich war das vor allem, weil ich mit diesem Album (bzw. dem Song "Sledgehammer") damals überhaupt erst auf Peter Gabriel aufmerksam geworden bin. In der Folge habe ich mich dann rückwärts durch sein Gesamtwerk (inkl. der Zeit mit Genesis) gearbeitet. Heute schätze ich seine älteren Sachen fast mehr, wobei "So" insgesamt gesehen sicher noch gut dasteht.
Einmal schlechte Sicht für 90 Euro, bitte
Die große Enttäuschung des Abends war leider mein Sitzplatz. An sich wäre er vielleicht gar nicht so schlecht gewesen - spitzer Winkel zur Bühne, etwas über Bühnenniveau. Leider stand aber genau in meiner Sichtlinie eine große schwarze Kiste (wohl ein Lautsprecher) - und die meiste Bühnenaction spielte sich genau dahinter ab.
Zusätzlich war der Aktionsradius der Musiker auf der Bühne noch durch eine Schiene am vorderen Bühnenrand eingeschränkt (darauf sollten später Schweinwerfer fahren), so dass ich Peter Gabriel eigentlich nur zu sehen bekam, wenn er denn mal über diese Schienen hinweg an den Bühnenrand ging. Die Begleitmusiker habe ich den ganzen Abend über nur auf der Leinwand sehen können.
Ärgerlich.
Der Abend begann recht pünktlich mit dem Vorprogramm: Jennie Abrahamson und Linnea Olsson, zwei Sängerinnen aus Schweden, die dann auch den Rest des Abends noch Background sangen.
3 Gänge-Menü (mit Nachschlag)
Peter Gabriel verglich den Verlauf des Abends bei der Ankündigung mit einem Dinner: Erst gibt es eine akustische Vorspeise, dann den elektrischen Hauptgang, gefolgt von "So" als Desert.
Der Akustikteil begann dann mit einem neuen, sogar als noch unfertig angekündigten, Stück und ging schon relativ bald in den elektrischen Teil über. In diesen beiden Teilen wurden dann auch schon (fast) alle Hits abgefeuert, inkl. "Solsbury Hill".
Dann also "So", beginnend mit "Red Rain" und einer in Rot getauchten Bühne. Das Album hat zwar viele Höhepunkte, aber auch ein paar eher sperrige Anteile. Daher konnte man schon die Frage stellen, ob es denn so eine gute Idee war, wirklich das komplette Album spielen zu wollen. Das muss auch Peter Gabriel aufgefallen sein, denn er mogelte etwas mit der Reihenfolge. Statt mit dem eher abstrakten (immerhin zusammen mit Laurie Anderson geschriebenen) und für den Abend noch etwas aufgepeppten "This is the Picture" (aka "Excellent Birds", wie es bei Laurie Anderson heißt) stellte er kurzerhand "In Your Eyes" ans Ende, so dass das Publikum noch einmal richtig mitgehen konnte.
Das war aber noch nicht ganz das Ende. Zur ersten Zugabe kam dann auch noch der bisher weitgehend unbeachtet gebliebene Ring über der Bühne zu seinem eigentlichen Einsatz. Und es wäre kein Peter Gabriel-Konzert, wenn es nicht mit "Biko" enden würde, was es dann auch tat.
Fazit
Für so einen schlechten Blick auf die Bühne so viel Geld zu bezahlen, ist schon sehr ärgerlich. Was einer der beiden Gründe ist, warum ich ungern in die Schleyerhalle gehe: Es gibt dort keine wirklich guten Plätze. Der andere Grund ist der oft schlechte Sound. Peter Gabriel bzw. seine Crew haben dabei allerdings normalerweise ein gutes Händchen. An diesem Abend war bei den leisen Stücken ein leichtes Echo zu hören, ansonsten war der Sound ordentlich. Ich hätte mir nur etwas mehr fürs Auge, speziell für meines, gewünscht.