Oldie-Abend, Teil 2: Fleetwood Mac in der Schleyerhalle
Bei Fleetwood Mac von "Originalbesetzung" zu sprechen ist schwierig. Schließlich gibt es die Band schon sehr, sehr lange. Vielen ist die Zeit vor dem Album "Rumours" auch weitgehend unbekannt - und wenn, dann ist es wahrscheinlich ein ganz anderes Zielpublikum.
Zur bekanntesten Besetzung von Fleetwood Mac fehlte an diesem Abend in der Schleyerhalle leider eine Person: Christine McVie. Ansonsten waren mit Stevie Nicks, Lindsay Buckingham, Mick Fleetwood und John McVie die Musiker anwesend, die den Stil der Band in den letzten Jahrzehnten geprägt haben und für die erfolgreichsten Alben verantwortlich waren.
Das Paar neben mit diskutiert, ob die Lautsprecher über der Bühne gestern nicht niedriger hingen. Ich bin also offenbar nicht der einzige, der sich innerhalb von 24 Stunden ein zweites Mal in der Schleyerhalle einfindet. Mein Sitzplatz ist auch eine deutliche Verbesserung: Im nicht mehr ganz so spitzen Winkel zur Bühne und etwas höher gelegen. Zudem ist die Bühne auch sehr viel offener gestaltet als am Vortag und nicht so verbaut. Technische Spielereien sind also nicht zu erwarten, man beschränkt sich auf eine bunte Lightshow.
Trotz Gong, der die Zuschauer drängt, sich ihre Plätze zu suchen, lässt die Band zunächst auf sich warten. Doch dann erscheinen sie endlich, legen gleich mit "Second Hand News" los und alles ist vergessen.
Das Jubiläum des Albums "Rumours" mag einmal der Grund gewesen sein, auf diese Tour zu gehen, aber es steht nicht im Mittelpunkt und man versucht auch gar nicht erst, es komplett zu spielen. Wie auch - wer sollte den Part von Christine McVie in "Songbird" übernehmen?
Stattdessen geht es quer durch die Schaffensperioden der Band. Es gibt auch einen kleinen Akustikteil (mit einer genialen Zeitlupenversion von "Never going back again"). Ein anderer Teil ist ausdrücklich und genüsslich dem legendären "Pleite-Album" "Tusk" gewidmet. Fehlte nur noch, dass dazu auch eine Marching Band über die Bühne gezogen wäre - aber wir mussten uns mit leicht verfremdeten Ausschnitten aus dem Tusk-Video begnügen.
Das Publikum freute es auch zu hören, dass die Band offenbar an neuen Songs arbeitet. Ein Beispiel, ein Stück namens "Sad Angel", gab es auch zu hören - ein typischer flotter Fleetwood Mac-Song. Wenn der Rest des neuen Materials ähnlich ausfällt, wird das ein gutes Album.
Der reguläre Teil des Abends endete schließlich mit "Go Your Own Way" (nicht wirklich schön, aber schön laut). Dann gab es noch zweimal zwei Zugaben - eine zum Aufheizen (inkl. "Don't Stop") und eine zum Abkühlen (der letzte Song war passenderweise "Say Goodbye"). Und danach gab es noch zwei Ansprachen: Eine längere von Stevie Nicks und eine kürzere von Mick Fleetwood. Tenor: Der Dank ans Publikum für die Treue über all die Jahre und dafür, dass sie deswegen ihren Traumjob ausüben können. Eine nette Geste, wie ich fand.
Fazit
Ein sehr schöner und unterhaltsamer Abend. Die Musiker (allen voran Lindsey Buckingham, der an seinen ausführlichen Solo-Einlagen sichtlich viel Spaß hatte) einmal live zu sehen macht deutlich, dass, so sehr die Alben der Band vielleicht nach Mainstream-Ware klingen, hier eben doch echte Vollblut-Profis am Werk sind. Es gibt keinen Grund, sich schämen zu müssen, weil man die Musik von Fleetwood Mac mag.