Slowdive in Berlin
Als Slowdive 2014 auf Tour gingen, zum ersten Mal seit ihrer Auflösung im letzten Jahrhundert, war man wohl auch wieder auf den Geschmack gekommen, gemeinsam zu Arbeiten. Zumindest legten das diverse Teaser nah, die auf Twitter erschienen und den Eindruck erweckten, dass man auch Zeit im Studio verbracht hatte und an neuen Songs arbeitete. Es dauerte dann doch bis 2017, bis der erste neue Song, Star Roving, erschien. Mittlerweile ist auch ein neues Album angekündigt, das am 5. Mai erscheinen wird.
Und Slowdive sind wieder auf Tour. Als erstes stand eine kurze Europa-Tour an, die sie leider auch dieses mal wieder nicht nach Stuttgart oder auch nur in die Nähe gebracht hätten. Ich wäre ja am liebsten nach Paris gefahren, hatte an dem Tag aber einen VHS-Kurs. Dann eben Berlin.
Im Festsaal, wohl einer ehemaligen Fabrikhalle am Spree-Ufer, stand Punkt 20 Uhr die Vorgruppe auf der Bühne, die wieder einmal den Kardinalfehler aller Vorbands beging und ihren Namen nicht klar und deutlich kommunizierte. Bei der Begrüßung nach dem ersten Stück war der Name schon untergegangen und auch bei der Wiederholung kurz vor Ende war er nicht verständlich. Jemand aus dem Publikum rief dann auch
Wie heißt Ihr?
und selbst darauf folgte nur Genuschel: Wir sind (unverständlich).
Erst, als ein Bandmitglied mit den Fingern ein Rechteck in die Luft zeichnete, dämmerte es auch mir: Die Band heißt schlicht "Fenster".
Meine Art Musik war es übrigens nicht. Ein Stück erinnerte mich ein wenig an die Cranes, der Rest war für meinen Geschmack zu unstrukturiert, mit willkürlichen Rhythmus- und Melodiewechseln.
Nach einer nicht allzu langen Umbaupause kamen dann Slowdive auf die Bühne und legten gleich einmal mit Avalyn los. Der Sound war leider nicht so wirklich gut und insbesondere Rachels Stimme ging oft ziemlich unter. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch - man war ja froh, die Band da zu haben und kannte die Songs eh auswendig.
Beim Intro zum dritten Stück, Crazy for You, leistete sich Neil Halstead gleich mal einen Patzer und musste neu ansetzen. Und den darauf folgenden Song kündigte er zunächst als neu an, musste sich aber gleich korrigieren - es wäre doch ein alter. Es folgte nämlich Machine Gun und dann erst Star Roving. Das sollten aber die einzigen echten Pannen an dem Abend bleiben.
Neues Material gab es also auch zu hören, wenn auch spärlich: Neben Star Roving spielten Slowdive auch Sugar for the Pill (den Song bekommt man dazu, wenn man das neue Album vorbestellt). Und in den Zugaben hatte man noch ein drittes neues Stück, No Longer Making Time, versteckt. Der Rest war altbekannt, aber dafür waren wir ja auch vor allem gekommen.
Das "letzte" Stück (des offiziellen Teils) war Golden Hair. Rachel Goswell verließ nach ihrem Gesangs-Intro dann schon die Bühne (nicht ganz - ich konnte ihre silbernen Schuhe noch in dem abgedunkelten Bereich links von der Bühne glitzern sehen) und da der Song ja anfangs recht langsam ist, fragte ich mich schon, ob das so die richtige Wahl war. Aber er steigert sich ja und ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Funktioniert also prima.
Nach kurzem und heftigem Applaus gab's dann auch noch drei Zugaben: Slowdive, das erwähnte neue Stück und als Abschluss 40 Days.
Trotz des nicht ganz astreinen Sounds ein toller Abend mit viel Retro-Gefühl und ein wenig Aufbruchstimmung. Ich freue mich schon auf das (natürlich längst vorbestellte) neue Album.
- Avalyn
- Catch the Breeze
- Crazy for You
- Machine Gun
- Star Roving
- Souvlaki Space Station
- Blue Skied and Clear
- When the Sun Hits
- Alison
- Sugar for the Pill
- She Calls
- Golden Hair
- Slowdive
- No Longer Making Time
- 40 Days
(Das Konzert fand schon am Montag statt. Photos by yours truly.)
Thanks, @slowdiveband & @RachelAGoswell for the feels :) pic.twitter.com/tFPq7NQ5uu
— Dirk Haun (@dirkhaun) April 3, 2017