Beirut live (in San Francisco)
Nachdem fest stand, dass ich ein paar Tage in San Francisco verbringen würde, machte ich mich daran, die Websites einiger Bands und Indie-Labels abzuklappern, um mal zu sehen, ob nicht vielleicht eine Band zufällig an einem dieser Tage in San Francisco auftreten würde. Fündig wurde ich bei Beirut. Also habe ich kurzerhand ein Ticket online bestellt. Was, wie sich herausstellte, eine gute Idee war. Denn obwohl Beirut gleich an zwei Abenden in SF spielten, waren am Ende wohl beide Konzerte ausverkauft.
Zum Vorprogramm schreibe ich vielleicht ein anderes Mal noch etwas. Es gab jedenfalls gleich zwei Ein-Mann- (bzw. Ein-Frau-) Shows von je 30 Minuten. Mit Umbaupausen war es dann schon 21:30 Uhr bis Beirut die Bühne betraten.
Zach Condon ist ein junger schlaksiger Mann Marke "perfekter Schwiegersohn", dem man nun überhaupt nicht zutrauen würde, so zu singen oder solche Musik zu machen. Mit ihm standen noch 7 weitere Musiker auf der Bühne, darunter eine Frau. Im Verlauf des Konzerts wechselten alle mehrmals die Instrumente und die Position auf der Bühne (daher auch die ganze Armada von Mikrofonen am Bühnenrand). Ich habe bald die Übersicht verloren, aber jeder der acht Musiker hat im Verlauf des Abends mindestens zwei verschiedene Instrumente gespielt und auch gesungen (und sei es nur Background). Hier sind offenbar lauter (junge!) Vollblutmusiker versammelt.
Die Band lies es eher ruhig angehen (nicht, dass das schlecht wäre), u.a. auch mit einigen neuen Songs. Der Wendepunkt, für mich zumindest, kam mit Scenic World (das mir gleich mal eine Gänsehaut bescherte), gefolgt von Elephant Gun und einem neuen Stück (Nantes?), von Zach als the best dance track since 1756
angekündigt. Spätestens ab da gab es für das Publikum kein Halten mehr. Viele strömten nach unten an die Bühne oder tanzten in den Gängen. Wie kann man auch so ein Konzert in einem komplett bestuhlten Saal ansetzen? Wobei das Herbst Theater mit seinen roten Sitzen, vergoldeten Kronleuchtern und kitschigen Wandgemälden ja andererseits schon wieder ein passendes Venue war.
Zurück zur Party. Ein Gassenhauer folgte dem nächsten. Es war wirklich faszinierend zu beobachten wie eine Handvoll junger Musiker einen Saal mit knapp 1000 Mitt-Zwanzigern dazu brachte, begeistert zu Zigeunermusik zu tanzen oder wenigstens, so sie noch sitzen geblieben waren, mitzuwippen.
Nach einer Stunde traten Zach und Co. ab - um aber gleich wieder herbeigeklatscht zu werden. Es folgten drei geplante Zugaben (inkl. Postcards from Italy). Dann wieder Abgang, mehr tobender Applaus und das Versprechen, noch zwei Songs zu spielen. Dann war, nach knapp anderthalb Stunden, endgültig Schluss.
Fazit: Un-glaub-lich. Jetzt komme ich ja glatt ins Grübeln, ob ich im November nicht doch nach Schorndorf fahren soll, wenn Beirut dort in der "Manufaktur" spielen.