Sketchnoting-Workshop mit Frau Hölle
Mit Sketchnoting hatte ich vor gut einem halben Jahr schon einmal experimentiert. Motiviert hatte mich der Frust, dass meine Notizen von Vorträgen meist nicht nur nicht hilfreich sondern vor allem auch weitgehend unlesbar sind. Sketchnoting ist nun nicht einfach, den Vortrag in Bildchen umzusetzen, sondern, die für einen selbst wichtigsten Punkte aus dem Vortrag zu extrahieren und diese dann in einer sinnvollen Art und Weise sowie mit Struktur zu Papier zu bringen. Das kann den Einsatz von Zeichnungen bedeuten (getreu dem alten Spruch, wonach ein Bild mehr sagt als 1000 Worte), aber man kann Sketchnoting auch rein textuell betreiben.
Das Prinzip hatte ich also verstanden, nur leider haperte es an der Umsetzung. Ich kam recht schnell an die Grenzen meiner Zeichen-Fähigkeiten und fiel dann doch zu oft wieder ins reine Mitschreiben zurück.
Zeichenkurse werden an den VHS in der Umgebung so einige angeboten, aber die meisten sind doch eher furchteinflößend. Da soll man gleich mit Malkreide und A2-Blöcken anrücken, in die Natur rausgehen und ähnliches. Ich will aber kein Zeichner werden, ich brauche doch nur jemanden, der mir ein paar Grundlagen der Bildsprache vermittelt.
Rein zufällig hatte ich dann in einem Tweet gesehen, dass von der mir bis dahin unbekannten @FrauHoelle ein Sketchnoting-Grundkurs in Stuttgart am Startup Campus angeboten wurde. Zum Glück habe ich nicht lange gezögert, denn kurz darauf war der Kurs auch schon ausgebucht.
Vor Ort durfte ich dann erst einmal feststellen, dass ich der einzige Mann war. Als Nachzügler gesellte sich noch ein 13jähriger mit seiner Mutter dazu, aber ansonsten war es eine reine Frauenrunde. Interessant.
Anders als es ihr Twitterhandle vielleicht vermuten lässt, ist Tanja Cappell, wie Frau Hölle mit richtigem Namen heißt, eine ganz liebe Person, die dann auch mit viel ansteckender Begeisterung in das Thema einführte. Die Grundausstattung mit Notizbuch und drei Stiften bekamen wir auch gleich von ihr zur Verfügung gestellt. Nach einer kurzen Einführung und ersten zaghaften Versuchen ging es dann auch bald daran, die noch leeren Seiten zu füllen. Tanja zeigte die grundlegenden Symbole und wie man mit ein paar einfachen Strichen aus einem Rechteck etwa einen Koffer und mit ein paar anderen Strichen eine Aktentasche machen kann. Dann noch mit dem Schattenstift einen kleinen Schatten dran und man ist ganz überrascht, wie gut und "professionell" diese einfache Zeichnung aussehen kann.
Tipps gab es natürlich auch zur Vorgehensweise, wie man den Platz auf dem Papier aufteilen kann und wie man das, abhängig von dem, was man vorher vielleicht schon über den Vortrag weiß, auf verschiedene Weisen angehen kann: Linear, radial, in Boxen oder als Skyscraper, mit Pfaden oder im Popcorn-Stil.
Die Zeit verging wie im Flug und dann kam sozusagen die Bewährungsprobe: Wir sollten einen Vortrag sketchnoten. Zu meiner Überraschung war der Vortrag einer vom TEDxStuttgart: Dominik Dallwitz-Wegner, "Was wir tun können für ein glücklicheres Leben". Nun habe ich, bei meinen früheren Versuchen, bestimmt schon 20 bis 30 TED- und TEDx-Talks gezeichnet. Dieser Talk machte mir jedoch, trotz der gerade frisch erworbenen Fähigkeiten, sehr viele Schwierigkeiten. Vielleicht, wie es einer anderen Teilnehmerin wohl auch ging, hat mich meine Unfähigkeit, einen erkennbaren Elefanten (ein wichtiges Element in dem Talk) zu zeichnen, blockiert. Aber selbst nach dieser Hürde fand ich den Vortrag sehr abstrakt und schwer zu fassen. Und dabei hatte ich ja noch den Vorteil, dass ich den Talk schon kannte (und schon mehr als einmal gesehen hatte). Meine Sketchnote ist dann doch wieder viel textlastiger ausgefallen als erhofft, einfach weil ich nicht wusste, wie ich die Punkte, die ich für mich extrahiert hatte, dann visuell(er) ausdrücken soll.
Insofern war der Abschluss ein wenig frustrierend für mich: Nun war ich zwar besser gerüstet und mit besserem Handwerkszeug ausgestattet, aber gleich der erste Versuch der Anwendung brachte mich an den Punkt zurück, an dem ich zuletzt schon aufgegeben hatte. Nun gut, es ist eben immer noch ein Unterschied, ob man isolierte kleine Zeichnungen macht, oder ob man gleichzeitig versucht, einem Vortrag zu folgen, wichtige Punkte zu extrahieren, diese einzuordnen und dann auch noch zu visualisieren. Da hilft - wie nicht anders zu erwarten - nur üben, üben, üben. Was ich denn jetzt auch wieder machen werde.
Vielen Dank an Tanja Cappell für diesen schönen, kurzweiligen, begeisternden und hilfreichen Workshop. Ich habe jetzt jedenfalls wieder Lust auf Sketchnoting bekommen.