New Found Land im Merlin
Wo ist im Merlin eigentlich die Garderobe? Ich war da noch nie im Winter ...
Dieser etwas fehlgeleitete Gedanke, der mir vor dem Aufbruch zum Konzert durch den Kopf schoss, sollte noch nicht der letzte Kommentar zum Wetter in Deutschland im Mai an diesem Abend gewesen sein.
New Found Land kenne ich auch erst, seit mir die aktuelle Ausgabe des Lift (mittlerweile übrigens das letzte Druckerzeugnis bei mir) ins Haus geflattert ist. Daher weiß ich auch nur, dass die Band im Kern die Schwedin Anna Roxenholt ist, die mittlerweile in Berlin lebt. Bei Emusic, immer noch mein Haus- und Hoflieferant für alles abseits des Mainstreams, gab es die beiden älteren Alben. Das klang interessant genug, um an der Verlosung von Tickets teilzunehmen - und prompt habe ich auch gewonnen. Danke, Lift!
Der Anfang des Auftritts war irgendwie etwas awkward, aber nach 2 oder 3 Songs wurden Publikum und Band langsam warm miteinander. Zudem drehten Anna & Co. dann nach und nach etwas auf und es wurde ein kurzweiliges Konzert.
Unterstützt wurde Anna von drei Herren - einer am Schlagzeug, zwei an Keyboards. Ein einziges Saiteninstrument (eine E-Gitarre) befand sich auf der Bühne und kam bei allenfalls der Hälfte der Songs zum Einsatz. Anna Roxenholt beschränkte sich nicht aufs Singen sondern hatte auch noch ein wenig Percussion in verschiedenen Ausprägungen zur Verfügung.
Eines davon war eines dieser elektronischen Wunderkästchen, das nicht nur als Mini-Schlagzeug dienen kann, sondern bei entsprechender Einstellung auch Soundeffekte abgibt. Zum Beispiel Glockengeläut am Ende eines Songs, den Anna mit dem Statement abschloss, dass ein wenig Weihnachtsstimmung ja nie schaden könne. Aus dem Publikum kam prompt eine Bemerkung über das "passende" Wetter, was Anna nun wiederum mit dem Hinweis auf ihre schwedische Herkunft konterte - in Berlin sei es ihr eh immer zu warm.
Die Interaktion mit dem Publikum war zwar spärlich, funktionierte aber. Und auch zum Mitsingen ließ es sich animieren. Die erste Zugabe waren eigentlich zwei - nämlich zwei Variationen des selben Stückes (mal langsam, mal schnell). Nach dem erneuten Abgang ließ sich die Band dann auch noch zu einer weiteren Zugabe herbeiklatschen, bevor nach etwa fünf Viertelstunden endgültig Schluss war.
Jetzt habe ich mich bisher erfolgreich um die Beschreibung des Musikstils gedrückt - weil das, wie so oft, schwierig ist. Die Musik von New Found Land ist wohl schon Pop - auf den beiden älteren Alben noch eher etwas introvertiert. Vom neuen Album (das ich mitgenommen, aber noch nicht angehört habe) kenne ich bisher nur die Single "Mirror", die flotter und rhythmusbetonter daherkommt. Einige der mir bekannten Stücke an diesem Abend waren auch deutlich gegenüber ihren Albumversionen aufgepeppt. Das scheint also so etwas die neue Richtung zu sein. Und beim Publikum kam's ja auch an.