Emily Barker im Keller Klub
Emily Barker hatte ich, wie so viele andere Musiker auch, bei eMusic entdeckt. Ansonsten weiß ich aber recht wenig über sie, so dass ich sie zuerst auch in Großbritannien verortet hatte - sie ist allerdings in Australien geboren. Musikalisch passt sie aber doch ganz gut in die kleine Reihe von Konzerten, die sich zuletzt zufällig ergeben hatte: Zuerst Seth Lakeman, dann Kate Rusby und nun eben Emily Barker. Nicht ganz korrektes Oberthema: British Folk.
Wie zu erwarten, fand sich im Keller Klub in Stuttgart nur ein kleines Häuflein Zuschauer ein - höchstens 50, würde ich schätzen. Die schwierige Aufgabe des Vorprogramms kam einem kräftigen Mann mit Vollbart zu: Chris T-T, den dann folglich noch weniger Leute kannten. Entsprechend hielt die kleine Menge auch deutlichen Abstand zur ohnehin nicht sehr hohen Bühne.
Der gute Chris erledigte die Aufgabe aber mit Bravour. Mit lockeren Sprüchen und interessanten Songs (einer a cappella, die anderen mit Gitarre) mochte er zu überzeugen. Inhaltlich war es ein ziemliches Sammelsurium: Von vertonten A. A. Milne-Geschichten über Songs mit sprechenden Bäumen bis zu politischen Stücken war alles vertreten. Dem Publikum schien es gefallen zu haben.
Nach kurzer Pause kam dann Emily Barker auf die Bühne, verstärkt um Gill Sandell, die als ein Teil von Emilys Band "The Red Clay Halo" vorgestellt wurde und vor allem Akkordeon, aber auch Querflöte und Gitarre spielte. Ganz der Profi bat Emily dann auch gleich das Publikum, doch zusammenzurücken und etwas näher zur Bühne zu kommen, was der Stimmung sicherlich zuträglich war.
Etwas "awkward" war Emilys Position auf der Bühne, hatte sie doch die meiste Zeit über einen Fuß in was offenbar der Deckel eines Aluminiumkoffers war. Dieser war mit diversen Geräten und Schaltern bestückt - und einem, wie soll ich es nennen, Fußtaster, der wenn nötig eine Bassdrum lieferte (ein ähnliches Gerät hatte Seth Lakeman im Einsatz, damals aber mit viel Klebeband auf der Bühne fixiert).
Irgendwann im Laufe des Abends ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass man mit einer Stimme wie der von Emily Barker eigentlich nichts anderes machen kann, als diese Mischung aus Folk, Pop und ein bisschen Country. Das ist jetzt nicht abwertend gemeint - die Stimme passt eben zur Musik.
Trotz des etwas löchrigen Backcatalogs bei eMusic kannte ich viele der gespielten Songs und die mir unbekannten waren vom Stil her ähnlich, so dass wohl auch vom aktuellen Album Dear River keine großen Abweichungen zu erwarten sind. Schön, dafür waren wir ja schließlich gekommen.
Die gespielten Stücke waren trotzdem abwechslungsreich und boten eine schöne Mischung von mehrheitlich flotten Songs mit gelegentlichen langsameren Stücken dazwischen. Auffällig war, dass die einzige E-Gitarre auf der Bühne immer nur bei den langsamen Stücken zum Einsatz kam.
Gills erwähnte Querflöte fand nur bei einem einzigen Stück Verwendung, das sie mit We like to think of this as our progressive rock song
kommentierte. Dafür war es aber zu zahm - Ian Anderson muss sich hier bestimmt keine Sorgen über etwaige Konkurrenz machen. Zu einem Song kam dann auch Chris T-T nochmals auf die Bühne (nachdem Emily ihm schon bei einem seiner Stücke ausgeholfen hatte). Auch wenn ich die Songtitel nicht zusammenbekomme - für Abwechslung auf der kleinen Bühne war also gesorgt.
Zur ersten Zugabe ließ sich Emily nicht lange bitten. Und überraschte damit, dass sie kurzerhand beschloss, von der Bühne herunterzukommen und einen Song direkt im Publikum zu spielen (nur mit Gitarre, ohne Verstärkung). Unterstützt durch die Beleuchtung durch die Discokugeln wurde das ein sehr schöner Moment.
Mit Gill und von der Bühne gab es dann noch ein Stück und dann, nach Abgang und wegen des fortgesetzten Applauses noch eine Zu-Zugabe. Hier musste dann aber auch das Publikum mit ran: Zuerst sollten wir mitsingen, dann überredete sie noch vier Mädels, mit auf die Bühne zu kommen. Danach war dann aber endgültig Schluss.
Am kleinen Verkaufsstand hatte ich dann noch einen kleinen Kaufrausch - neben einer CD von Chris T-T erwarb ich auch noch zwei von Emily Barker (das aktuelle Album und ein älteres, das ich auch noch nicht kannte).
Fazit: Schönes Konzert vor leider viel zu wenig Publikum. Emily & Co. sind sympathische Vollblutmusiker und der Abend hat einfach viel Spaß gemacht.
Für einen kleinen Eindruck: Thomas Kalmar hat "Pause" mitgeschnitten (danke!):
(Photos by your truly, also on Flickr)