Cowboy Junkies live
Gerade einmal zwei Konzerte geben die Cowboy Junkies auf ihrer aktuellen Tour in Deutschland - eins in Frankfurt und eines in Berlin. Also ist wieder einmal "Wenn die Band nicht zu mir kommt, ..." angesagt.
Beide Deutschland-Konzerte finden in Kirchen statt, das Frankfurter in der Dreikönigskirche. Ob das wohl ein Zeichen für ein "Back to the roots" der Junkies ist? Immerhin haben sie ihre zweite CD auch in einer Kirche aufgenommen. Man wird sehen.
Bei leichtem Nieselregen warten etwa 100 Personen vor der Kirche. Leichte Verwirrung gibt es um die Anfangszeit: Auf den Tickets steht 20 Uhr, das Rüsselsheimer Echo hatte am gleichen Tag noch 21 Uhr als Anfangszeit abgedruckt und am Eingang hängt wohl ein Schild, das 20 Uhr als Einlass verkündet. Nun ja, Warten ist die erste Disziplin, die man als Konzertbesucher zu meistern lernt. Warum sollte es bei diesem Konzert auch anders als bei anderen sein. Einlass ist dann schließlich um 19:45 Uhr und um 20:30 Uhr betritt die Band den Altarraum.
Als erstes gibt es gleich einmal Margo pur, mit "Mining for Gold", passenderweise vom Trinity Session-Album. Gefolgt, dann auch mit musikalischer Unterstützung, von "Misguided Angel" vom gleichen Album.
Erst jetzt wendet sich Margo ans Publikum und erklärt den Ablauf des Abends: Sie wären heute sowohl die Vorgruppe als auch der Hauptact. Der erste Teil des Konzerts sei, dem Ort angemessen, den ruhigeren Titeln gewidmet. Danach gebe es eine zwanzigminütige Pause, während der sie ihren Bassisten sowie ihren Bruder Pete suchen würden, der wohl irgendwo in Frankfurt unterwegs auf der Suche nach einen guten Restaurant sei.
Und so bleibt für den ersten Teil das Schlagzeugt verwaist und Margo wird nur von ihrem anderen Bruder Michael an den Gitarren, einem Akkordeonspieler (sorry, ich habe seinen Namen nicht verstanden) und Jeff Bird, den man ja ohnehin schon als den fünften Cowboy Junkie ansehen muss, begleitet.
Weiter geht es also mit "Black Eyed Man", gefolgt von "He will call you Baby" und "My Wild Child", beide vom neuen Album "One Soul Now".
Zu "Anniversary Song" erzählt Margo, dass sie in den fast zwanzig Jahren, in denen es die Junkies nun gibt, nur einen "Happy Song" geschrieben hätten (eben diesen) und dass mehr als die folgenden dreieinhalb Minuten Happiness an diesem Abend nicht zu erwarten seien. Und selbst diesen Song bringen sie dann noch recht getragen vor ...
"To live is to Fly" (kurzerhand der Person gewidmet, die ihr einen Strauß Blumen gebracht hat) und "The Slide" (vom neuen Album) schließen nach knapp 40 Minuten Teil 1 des Konzerts ab.
In der Pause schlendere ich nach vorne und werfe schon einmal einen Blick auf die ausliegende Setlist: Zwei Zugaben sind geplant, die zweite davon "Cheap is how I feel", eines meiner Lieblingslieder. Prima.
Mit Alan Anton am Bass und dem frisch gestärkten Pete am Schlagzeug geht es dann in den zweiten Teil. Und nun wird es nicht nur flotter und lauter, sondern auch düsterer. Nach "Driving Wheel" (von wem ist das Stück?) bekommt Margo bei "I don't get it" den Blues, gefolgt von dem Grateful Dead-Tribute "To lay me down".
Mit den Worten This is a song written by a man called Robert Johnson
wechseln die Junkies zu einem langen Stück, das laut Setlist "32:20" heißt. Und so mancher Besucher dürfte sich für eine Weile gefragt haben, ob er nicht plötzlich im falschen Konzert ist. Das Stück ist düster, laut, und plötzlich tun sich Abgründe auf, gegen die selbst bekannt düstere Junkies-Stücke wie "Dark Hole Again" richtiggehend fröhlich wirken.
Weiter geht es mit (musikalisch) leichter verdaulicher Kost: "One Soul Now" und "Simon Keeper", beide wieder vom neuen Album. Es folgen "Townes' Blues" und noch ein neues Stück, "From Hunting Ground To City".
Vor "Crescent Moon", dem abschließenden Stück des zweiten Teils, stellt Margo ihre Mitstreiter vor und bedankt sich bei der Roadcrew (inkl. kurzem Geburtstagsständchen für den Soundtechniker). Auch das Publikum wird mit Dank überschüttet dafür, dass es in all den Jahren zu ihnen gehalten und ihre Karriere überhaupt erst möglich gemacht habe. Auf die nächsten 20 Jahre
. All das wirkt ehrlich und aufrichtig und vermittelt das Gefühl, dass dieser Band ihr Publikum wirklich am Herzen liegt.
Nach kurzem, aber lautstarkem Applaus gibt es dann die zwei geplanten Zugaben: "Isn't it a pity" (von George Harrisson) und eben "Cheap is how I feel". Als der Beifall auch danach nicht enden will, entschließt sich die Band noch zu einer weiteren Zugabe. Nach kurzer Verwirrung, was man denn spielen könne, wird das Motto ausgegeben You can't go wrong with a Neil Young song
und die Wahl fällt auf "Powderfinger" - ein Song, bei dem ich sowieso immer eine Gänsehaut bekomme.
Dies markiert nun, nach etwas über zwei Stunden reiner Spielzeit, das endgültige Ende des Konzertes und die Band verlässt unter Standing Ovations den Ort des Geschehens. Ich sichere mir noch eine Setlist als Souvenir und mache mich rundum zufrieden auf den Heimweg.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es an diesem Konzert praktisch nichts auszusetzen gab: Der Sound war gut, die Band "gut drauf", die Zusammenstellung stimmte (okay, ich hätte mir noch "Sweet Jane" gewünscht, aber andererseits hätte der Song auch irgendwie nichts ins Programm gepasst). Die Band hat nicht einfach nur ihr Programm abgespult, sondern auch immer wieder Erläuterungen zu den Titeln gegeben, was doch einige Einblicke bescherte. Alles in allem eine glatte "Eins" für eines der besten Konzerte, auf denen ich jemals war.