Angus and Julia Stone in der Liederhalle
Vor ziemlich langer Zeit habe ich einmal zufällig auf einem der Musiksender (gibt‘s die eigentlich noch?) im Fernsehen eine Studio-Session mit einem Duo gesehen. Das war das erste Mal, dass ich etwas von Angus und Julia Stone gehört habe und es hat mir ganz gut gefallen. Im Laufe der Jahre habe ich mir dann auch immer mal wieder Alben der beiden (solo oder zusammen) von eMusic, immer noch mein Haus-und-Hof-Lieferant für neue Musik, heruntergeladen. Aber da das Angebot dort nicht immer vollständig ist, habe ich auch nur einen Einblick in einen Teil des Werks der beiden erhalten.
Spulen wir vor ins Jahr 2017 und ich sehe, wieder einmal nur zufällig und reichlich spät, dass Angus und Julia Stone zu einem Konzert nach Stuttgart kommen. Ich greife zu einem der letzten halbwegs okay-en Sitzplätze, auf dem Rang und ziemlich weit hinten. Normalerweise findet man mich bei Konzerten ja weiter vorne, aber da ich am nächsten Morgen einen Workshop zu halten hatte, wollte ich mir lieber einen entspannten Abend machen.
Das Vorprogramm bestreitet von Punkt 20 bis 20:30 Uhr ein schlaksiger junger Mann mit langen Haaren. Isaac Gracie heißt er, spielt Gitarre und wird von zwei Kumpels (sage ich jetzt einfach mal so) am Schlagzeug bzw. Bass begleitet. Singen kann er ja, aber mein Fall war es nicht.
Die Umbaupause enthüllt unter anderem eine Art Totempfahl, der in der Bühnenmitte vor einer Leinwand steht. Als Angus und Julia Stone dann die Bühne betreten, ist die erste Überraschung, dass Julia Stone auch Trompete spielt, z.T. sogar einhändig. Das ist ja ein Instrument, das man bei Konzerten eher selten auf der Bühne hat (Blaskapellen und Ähnliches einmal ausgenommen).
Die andere Überraschung ist, dass das Konzert nicht so ausfällt, wie ich es erwartet hätte. Mit der o.g. Studio-Session und den doch überwiegend leisen Tönen der meisten Alben im Hinterkopf hatte ich mir eben auch einen entsprechenden Auftritt vorgestellt. Stattdessen gab es eine große Band (Schlagzeug und Keyboards auf Podesten, ein Bassist und ein weiterer Gitarrist links und rechts) und vor allem eine aufwändige Lightshow mit eingespielten Video-Sequenzen auf der Leinwand hinter dem Totempfahl (der zudem mit Leuchtelementen ausgestattet war).
Dazu kam, dass ich ja auch viele Songs nicht kannte. Erst das fünfte oder sechste war ein mir bekanntes („Windy City“) und insgesamt waren es vielleicht drei. Und der Rest hat mich nicht immer überzeugt. Tolle Show, ja, aber musikalisch war‘s eher Durchschnitt.
So war dann der für mich schönste Moment des Abends überraschenderweise eine Coverversion, noch dazu in Deutsch. Julia erzählte, sichtlich nervös und auf deutsch, dass sie ein Lied von Udo Lindenberg(!) gehört hätte, dass ihr gut gefallen habe. Und das ("Durch die schweren Zeiten") spielten sie dann auch, in Deutsch natürlich. Solche Einlagen haben oft etwas von Anbiederung ans lokale Publikum und können leicht ins Peinliche abgleiten, aber an diesem Abend ist es gelungen. Vom Publikum gab‘s nach jeder Strophe auch Applaus.
Nach dem regulären Ende ließen sich Angus, Julia und Band recht schnell wieder herbeiklatschen. Die ersten beiden Zugaben waren dann aber so ziemlich die schwächsten Stücke, die sie an diesem Abend gespielt haben (zudem stimmte m.E. etwas mit dem Sound nicht). Zum Glück folgte dann noch ein besserer (mir aber unbekannter) Song zum Abschluss.
Fazit: Es war kein schlechtes Konzert, aber einfach nicht das, was ich erwartet hätte. Eine aufwändige Bühnenshow kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es musikalisch über weite Strecken nur massentaugliche Durchnittsware war. Ich hätte mir wenigstens einen kleinen Akustikteil gewünscht.
(Das Konzert fand schon am Freitag statt.)