Hitlervergleiche bringen uns nicht weiter
Jetzt haben wir den Salat
dachte ich nach der Brexit-Abstimmung. Aber während der Brexit zwar Europa als Ganzes nicht gut aussehen lässt, ist er vor allem ein Problem der Briten mit, alles in allem gesehen, eher geringen Auswirkungen auf den Rest der Welt.
Mit Trump ist das anders. Neben den innenpolitischen Problemen, die die USA eh schon haben, und die ja auch mit ein Grund sind, warum er überhaupt gewählt wurde, sind die Auswirkungen nach außen ganz andere als beim Brexit. Wichtige internationale Verträge wie etwa das Pariser Klima-Abkommen könnten plötzlich auf der Kippe stehen - mit katastrophalen Auswirkungen für die ganze Welt. Nicht zu vergessen diejenigen, die nun auf die USA zeigen und darauf verweisen können, dass die vorgeblich mächtigste Nation der Welt ja nun ähnlich rückwärtsgewandte Positionen vertritt.
Die aktuellen Proteste gegen Trump irritieren da auch eher. Ist das nicht ein bisschen spät? So wie die Briten, die angeblich nach der Brexit-Abstimmung erst einmal Google bemühen mussten, um herauszufinden, worum es eigentlich geht. Und war es nicht Trump, der die Wahlen anzweifeln wollte, wenn sie nicht zu seinen Gunsten ausfallen? Und das ist jetzt plötzlich für die Trump-Gegner okay? Dear USA, dear Great Britain, that's called democracy.
Durch den morgendlichen Newsfeed geistern Bilder von Trump mit Hitlerbärtchen. Aber solche Zuspitzungen lenken nur ab und falsch sind sie auch noch. Trump ist nicht Hitler. Hitler ist Hitler, und trotz aller bemühten Vergleiche gab es seither (und hoffentlich auch zukünftig) niemanden, der an ihn auch nur heranreichte. Und ausgerechnet Trump? Hitler war ein ausgezeichneter Redner (im Stil seiner Zeit). Trump schafft es kaum, einen kohärenten Satz zu formulieren.
Nein, wenn wir schon Vergleiche bemühen müssen, dann ist Trump eher ein Berlusconi 2.0. Jemand, der weiß, wie die Medien funktionieren und wie man sie und die Gefühle der Menschen bespielen muss. Und obwohl es berechtigte Zweifel an seinen tatsächlichen Vermögensverhältnissen gibt, schafft er es doch, Mittel für seine Zwecke locker zu machen. Die Parallelen beim "Machismo" sind auch deutlich.
Und wenn er dann demnächst Präsident ist, wird sich noch zeigen, ob seine andere Seite sich durchsetzen kann. Diejenige, die Putin und Erdogan als Vorbild hat. Die geprägt ist vom Hass auf die politischen Gegner und die Andersdenkenden. Hier wird sich zeigen müssen, ob der Rest der republikanischen Partei noch mäßigenden Einfluss auf ihn ausüben kann, oder ob er seine absurd-totalitaristischen Fantasien (die Obama-Zeit ausradieren, Hillary Clinton ins Gefängnis werfen) wirklich ausleben kann.
Bis zum Massenmord wird aber auch ein Donald Trump nicht gehen. Die Hitlervergleiche sind unangemessen.