Bunter Abend mit Sea+Air and Friends im Theaterhaus
Nachdem ich Sea+Air letztes Jahr bei einem kostenlosen Konzert im Merlin gesehen hatte, war sofort klar: Wenn die wieder in der Nähe auftreten, gehe ich auf jeden Fall wieder hin.
Die Ankündigung, dass Sea+Air im Theaterhaus auftreten würden, triggerte dann auch gleich den Ticket-Kauf-Reflex, ohne dass ich mir weitere Gedanken über das Beiprogramm gemacht hätte. Auf dem Ticket steht nämlich auch noch ein gewisser (und mir unbekannter) Florian Ostertag und ein "Special Guest" wird auch angekündigt. Tatsächlich gab es an dem Abend dann insgesamt drei Künstler zu hören.
Der Special Guest sorgte schon mal gleich für Verwirrung: Ein schlaksiger junger Mann kommt auf die Bühne, bindet sich die Gitarre um - und verkündet, dass er jetzt gleich nochmal auf die Bühne kommen würde und das Publikum solle ihn doch so begrüßen, als wäre er Bon Jovi. Was das Publikum dann auch brav getan hat. Nachdem er nochmal erwähnte, dass er Bon Jovi sei, spielte der junge Mann drei Stücke und trat ab. Die Schüler in der Reihe hinter mir fanden ihn offenbar gut, rätselten nun aber - wie wohl der Rest des Publikums auch - wie er denn wirklich heißt und wie man ihn im Internet finden solle. Falls das ein Gag war, kam die Pointe nicht an. In jedem Fall ging es in Punkto Selbstwerbung nach hinten los. Übrigens ein Problem, das viele Vorgruppen haben: Da wird mal schnell der Name der Band ins Mikro genuschelt und nach ein paar Songs sind sie weg und man hat Mühe, deren Namen herauszufinden. Kinners, macht es euren potentiellen neuen Fans doch nicht so schwer!
Nach einer Umbaupause dann der (für mich) Hauptact: Sea+Air. Der Auftritt der beiden, schweigend vor dem Publikum stehend, dann das Anschlagen der Glocke, wirkt bizarr, macht aber neugierig. Und das Gute ist, dass sie auch liefern können. Verspielte Songs wechseln sich mit flotten Stücken ab. Und es erstaunt immer wieder, wieviele Instrumente die beiden spielen können - nicht nur insgesamt, sondern oft auch gleichzeitig: Eine Hand auf dem Keyboard, eine bedient ein Snare-Drum und gesungen wird dazu auch noch. Der etwas abgelutschte Begriff Multi-Instrumentalisten ist hier einmal wirklich angebracht. Da fügt sich auch das Cembalo nahtlos in das Gesamtkunstwerk Sea+Air ein (ich wollte noch herausfinden, ob es eigentlich ein echtes oder nur ein Gehäuse für ein "normales" Keyboard ist - ein Hingucker und Hin-Hörer ist es allemal).
Hier ziehen zwei talentierte Musiker ihr eigenes Ding durch. Das wirkt manchmal etwas verkünstelt, aber die beiden kommen so sympathisch und natürlich rüber, dass man ihnen das auch abkauft. Tolle Show. Auch wenn es praktisch die gleiche war, die ich schon im Merlin gesehen habe, würde ich ohne zu zögern zur nächsten gleich wieder hingehen.
Bleibt noch der dritte Act des Abends: Der besagte Florian Ostertag, der nach einer längeren Umbaupause auf die Bühne kam. Trotz großer Besetzung (teilweise bis zu 6 Musiker, auch wenn er meinte, dass sie zu siebt wären ...) fiel das ganze gegenüber Sea+Air doch deutlich ab. Er macht die Sorte Singer/Songwriter-Pop, die auch ein Dutzend anderer Musiker machen und kann sich aus der Masse nicht wirklich abheben. Die letzten beiden Stücke vor der Zugabe haben es dann noch etwas gerettet, aber schon die Zugaben waren wieder nur Durchschnitt.
Insgesamt muss man kritisieren, dass der Abend einfach zu lang war. Drei Künstler für gut 21 Euro ist zwar ein guter Preis, aber es war auch einfach zu viel auf einmal. Mit Verzögerungen und Umbaupause dauerte die Veranstaltung von 20 Uhr bis ca. 23:30 Uhr. Ein knapperes Programm, ohne "Bon Jovi" und mit Florian Ostertag vor Sea+Air wäre wahrscheinlich besser gewesen.
Anyway, wann ist der nächste Auftritt von Sea+Air in der Gegend? Ich werde dort sein ...