Marillion im LKA
Nachdem ich letzten November schon Fish an gleicher Stelle gesehen hatte, nun also seine Ex-Band.
Marillion? Gibt's die noch? Das war meine Reaktion, als ich vor ein paar Monaten die Ankündigung sah. Irgendwie hatte ich die Band aus den Augen verloren. Das erste Nach-Fish-Album, Seasons End, hatte ich damals noch gekauft, aber danach war die Band weitgehend von meinem Radar verschwunden. Zeit also für ein Update.
Zunächst gab es aber erst einmal eine Vorgruppe. Lifesigns heißen die, sind auch aus England und machen auch etwas, was man wohl als Prog-Rock bezeichnen kann. Mit entsprechend langen Stücken, von denen es dann mal ganze 4 Stück in den knapp 40 Minuten ihres Auftritts gab. Gar nicht schlecht.
Dann kam eine hektische Umbaupause (die Crew war wirklich sehr flott unterwegs), die sich wegen Problemen mit einem Keyboard dann noch etwas verzögerte. Blondie's "Hanging on the Telephone" untermalte einen kurzen Spot, in dem darum gebeten wurde, die Telefone aus zu lassen und die Show zu genießen. Dann kam noch eine Art Trailer für das anstehende neue Marillion-Album, in Form einer Stummfilm-Szene à la Frankensteins Monster wird zum Leben erweckt. Dann mussten wir nochmal kurz warten und dann kam die Band endlich.
Und zwar zunächst nur die Band. Sänger Steve Hogarth war für die ersten Strophen nur auf der Leinwand zu sehen, bevor er sich auch auf der Bühne blicken ließ. Nun waren die Temperaturen im Saal spätestens nach der Vorgruppe nur noch unerträglich zu nennen, aber Steve erschien trotzdem in voller Montur, im zugeknöpften Einreiher, mit Krawatte und Brille. Später wechselte er in einen Zweireiher, bei dem immerhin noch der unterste Knopf zu blieb und noch später kam noch eine Lederjacke zum Einsatz bevor er erst sehr viel später auch mal nur im weißen Hemd zu sehen war. Das Publikum zeigte aber ähnlichen Einsatz und klatschte, tanzte und sang begeistert mit. Wer braucht schon Sauerstoff?
Musikalisch war praktisch der ganze Abend für mich Neuland. Ich (er)kannte nicht ein einziges Stück - was nichts schlechtes, aber eben ungewohnt ist. Ein Stück wurde ausdrücklich als vom neuen Album angekündigt, aber selbst das war den vielen Fans offenbar schon bekannt.
Wie war's? Auf jeden Fall gute Unterhaltung. Während Gitarrist Steve Rothery am linken Bühnenrand den Fels in der Brandung gab, hampelte Steve Hogarth in der Bühnenmitte herum. Große Gesten und übertriebene Mimik sind offenbar sein Ding (dazu passte dann auch der Stummfilm aus dem Vorspann). Zudem versuchte er sich als Multi-Instrumentalist und spielte ab und zu mal Keyboard oder E-Gitarre und setzte diverse Rasseln und Tamburine, sowie ein Instrument ein, das aus einem Cricket-Schläger bestand. Der Schweiß forderte seinen Tribut, als ihm reihenweise die Plektrons aus den Fingern flutschten und er seine Rickenbacker dann doch mit den Fingern spielen musste.
Zur ersten Zugabe ließ sich die Band nicht lange bitten. Nach nochmaligen Abgang und erneutem Auftritt verkündete Steve, dass es doch sehr warm hier sei (ach?) und dass er es gut fände, wenn jetzt das Publikum mal singen würde. An dem Punkt hatte ich es längst aufgegeben, noch etwas aus der Fish-Ära zu hören zu bekommen, aber genau das kam jetzt: Kayleigh und Lavender bildeten den Abschluss und wurden auch tatsächlich (überwiegend) vom Publikum gesungen.
Fazit: "Schweißtreibend" ist noch untertrieben, aber ein unterhaltsamer Abend. Ich muss wohl doch mal etwas im Marillion-Œuvre stochern.