Fischer-Z im Im Wizemann
Fischer-Z? Gibt‘s die noch? Und erinnert sich überhaupt noch jemand an die? „Red Skies over Paradise“, das Album, das für Fischer-Z in etwa das ist, was „Misplaced Childhood“ für Marillion ist, kam 1981 heraus - und markierte auch das vorläufige Ende der Band. Damals habe ich solche Musik noch nicht gehört. Die drei frühen Fischer-Z-Alben habe ich erst später entdeckt, und ich kann mich auch noch an die ersten beiden Solo-Alben von John Watts erinnern. Vor allem „The Iceberg Model“ hat mich damals fasziniert. Das sehr viel spätere Album „Reveal“ habe ich noch wahrgenommen, danach habe ich die Band aus den Augen verloren.
Und nun sind sie also in Stuttgart. Wer geht da hin? Viele Leute, offensichtlich. Ich hatte eigentlich erwartet, dass das Konzert in der kleineren Halle im Wizemann stattfindet, aber es war in der großen - und es war voll! Natürlich war es auch voll mit älteren Herrschaften, aber das war kaum überraschend.
Ein Vorprogramm gab es nicht. Schon reichlich nach dem für 20 Uhr angekündigten Beginn war dann schließlich aus dem Off eine E-Gitarre zu hören und kurz darauf spazierte ein gut gelaunter John Watts, mit Hut und karierter Hose, auf die Bühne, gefolgt von der Band. Nun habe ich keine Ahnung, wer in den Original-Fischer-Z war. Von den insgesamt fünf Herren auf der Bühne kann das allenfalls noch der Schlagzeuger gewesen sein, denn die anderen waren viel zu jung. Vor allem der Bassist und der Keyboarder hätten auch John Watts‘ Söhne sein können (tatsächlich war sein Sohn auch anwesend, gehörte aber zur Bühnencrew).
Nun habe ich schon jahrelang keinen einzigen Song mehr von Fischer-Z gehört. Das einzige Album, das ich überhaupt noch in einem abspielfähigen Format besitze, ist „Red Skies over Paradise“, und das habe ich nur als CD, aber nicht gerippt (was ich nach dem Konzert gleich mal nachgeholt habe). Insofern war es spannend zu sehen, ob ich die Songs überhaupt wieder erkennen würde.
Den ersten Song kannte ich schon mal nicht. Danach kündigte John an, dass es eine Mischung aus alten und neuen Stücken zu hören geben würde. Tatsächlich waren die alten aber deutlich in der Überzahl. Als erster Song vom „Red Skies“-Album gab es an fünfter Stelle „Battalions of Strangers“ zu hören und auch wenn die alten Stücke nicht mit Namen angekündigt wurden, reichte meist ein Textfetzen, um die Erinnerung zurückzubringen: „Oh richtig, der Song! Den gab‘s ja auch noch.“
An einer Stelle gab‘s eine kurze Geburtstags-Einlage, da sowohl der erwähnte Sohn als auch der zweite Gitarrist Geburtstag hatten. Und plötzlich waren Luftballons auf der ansonsten nicht weiter dekorierten Bühne und das Publikum brach in ein spontanes „Happy Birthday“ aus.
Die Band war offenbar auch nicht das erste Mal in Stuttgart. John erwähnte einen früheren Auftritt im Longhorn (LKA) und wenn ich mich nicht verhört habe, wurden wir ganz am Anfang sogar mit „Hello Stuggi“ begrüßt.
„These so-rry eyes ...“ Oh, den Song kenne ich doch auch? Jepp: „Berlin“. Zwar nicht mehr das im Text erwähnte „Island in Germany“, aber der Song zündet immer noch. Andere Textstellen (in anderen Songs) hatte man übrigens aktualisiert: So wurde Putin erwähnt und ein „Asshole“ im Weißen Haus.
Zum Ende des regulären Teils erklärt John I‘m expected to play this song and I‘m happy to do so.
Es folgte „Marliese“, noch so ein Song, den ich schon komplett vergessen hatte.
(Edit: Ich dachte, den Titelsong „Red Skies over Paradise“ vom gleichnamigen Album hätten Fischer-Z nicht gespielt. Auf der Setlist, von der ich nur ein schlechtes Foto habe, ist er aber deutlich zu lesen. Des Rätsels Lösung: Mein Gedächtnis hat mich im Stich gelassen. Ich hatte nämlich eine Zeile „Ooooooo red skies, Ooooooo paradise“ in Erinnerung. Die gibt es so aber nicht, und schon gar nicht in „Red Skies over Paradise“. Stattdessen gibt es in dem Song „In England“ eine Stelle, die da lautet: „Ooooooo that's nice, Ooooooo paradise“. Den Song haben sie aber tatsächlich nicht gespielt, „Red Skies over Paradise“ dagegen schon. Ups.)
Da ich zufällig den Backstage-Bereich des Im Wizemann kenne und weiß, dass der sehr weit von der Bühne weg ist, war es beruhigend zu sehen, dass sich die Band nur auf dem Treppenaufgang sammelte und sich zu den insgesamt vier Zugaben schnell wieder herbei klatschen ließ. Es gab noch zwei alte und zwei neue Songs zum Abschluss und John Watts drehte, Gitarre spielend, auch noch eine spontane Runde durch das Publikum. Man hörte die Gitarre über die Anlage und wo er sich in der Menge gerade befand konnte man anhand der hochgehaltenen Kameras verfolgen.
Jede Band hat so ihren Rausschmeißer-Song. Den von Fischer-Z kannte ich noch nicht, aber mit „Further from Love“ haben sie ein schönes Stück dafür gefunden. Die Band verabschiedete sich, einer nach dem anderen. Als letzter verließ natürlich John Watts die Bühne - Gitarre spielend, noch eine Weile auch hinter der Bühne. Damit war, um Punkt 22 Uhr, das Konzert zu Ende.
Fazit: Schönes Konzert mit vielen Retro-Momenten. John Watts weiß eben, was sein Publikum von ihm erwartet.