Halt ! zusammen - Demo auf dem Schlossplatz
Warum eigentlich immer, wenn's kalt ist? Aber egal, das Thema ist wichtig, da muss man Präsenz zeigen und sich eben warm anziehen.
81 Organisationen aus Stuttgart und ganz Baden-Württemberg hatten zur Demonstration gegen Rassismus und Gewalt aufgerufen. Das lies gut gemeinte, aber langweilige Reden befürchten. In dem Punkt wurde ich positiv überrascht: Die Vertreterin des DGB, Gabriele Frenzer-Wolf, legte zum Auftakt schon gut vor, Stefan Wolf, der Vertreter der Arbeitgeber sogar noch einen drauf (Er began mit Artikel 1 des Grundgesetzes und schloss sinngemäß mit der Aussage ab: "Wir können auch intolerant sein - nämlich gegenüber Rassismus und Gewalt"). Die Vertreter der Kirche waren recht unterschiedlich unterwegs. Der Landesbischof der evangelischen Kirche, Frank Otfried July, gab eine gute Figur ab, während seine katholische Kollegin Martina Kastner seltsam abgehoben-abstrakt blieb. Den Abschluss der Grußworte bildete Manuela Rukavina, Vorsitzende des Landesfrauenrats, die sich angesichts der Kälte erst einmal (erfolgreich) "in Rage" reden musste.
Erfreulich: Kein Politiker, kein Parteivertreter, obwohl "alle im Landestag und Bundestag vertretenen Parteien" beteiligt waren. Das ließ eine Partei ganz ausdrücklich außen vor, die dann auch einige Male namentlich attackiert wurde: Die AfD. Als die DGB-Vertreterin eine ebensolche Breitseite los ließ, fing ein, sagen wir mal vorsichtig: nicht sehr ordentlich gekleideter Herr mit grauem Stoppelbart hinter mir an, Beleidigungen in Richtung der DGB-Frau auszustoßen - kurioserweise in Englisch. Er stürmte dann weiter nach vorne, wo ich ihn dann aus den Augen verlor und er vermutlich auch ruhig gestellt oder aus dem Verkehr gezogen wurde. Da hatte sich wohl jemand in der Demo geirrt ...
Ansonsten blieb's friedlich, es gab musikalische Einlagen und das einzige quälende Segment war das mit den Verbandsmenschen und dem holprig gedolmetschten Interview mit einer geflüchteten Syrerin.
7000 Teilnehmer sollen es gewesen sein. Das waren auch schon mal mehr, aber immerhin, der Schlossplatz war voll und es war ein Zeichen, das auch im Ausland wahrgenommen wurde. Im Moment ist einfach jedes Zeichen wichtig, damit die Stimmung nicht vollends kippt.
(Update: Namen der Redner ergänzt)