Politik

Jetzt also doch - eine Pediga-Demo in Stuttgart :(

Im Januar gab es ja noch eine "vorsorgliche" Demo als auch nur das Gerücht die Runde machte, es würde evtl. eine Pegida-Demo in Stuttgart geben. Damals hatte ich noch gehofft, das Signal der 8000 Teilnehmer wäre deutlich genug gewesen, um als Abschreckung zu dienen. Leider hat es nicht lange angehalten.

Natürlich ist die Pegida-Demo auch einfach eine Provokation gewesen, zumal sie offenbar gar nicht von Stuttgartern sondern von einer Gruppe aus der Region angemeldet wurde. Aber wir leben in einem Staat, in dem jeder das Recht hat, für oder gegen etwas auf die Straße zu gehen. Das schließt auch die Pegida ein - eine Demokratie muss so etwas aushalten. Übrigens haben diese Leute selbstverständlich auch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, womit der Polizeischutz auch in Ordnung geht. Ich will der anderen Seite jetzt auch keine Gewaltbereitschaft unterstellen, aber da schwang schon gelegentlich eine Aggressivität mit, die mir nicht gefällt.

Als Reaktion auf die nun also tatsächlich stattfindende Pegida-Demo hatte sich ein breites Bündnis gefunden und zur Gegendemo am Sonntag um 13:30 Uhr auf der so genannten "Querspange" am oberen Ende der Königstraße aufgerufen. Die Pegida-Demo fand praktisch im Anschluss daran nicht weit davon entfernt auf dem Kronprinzplatz statt. Der Schlossplatz war unterdessen mit irgend einer Radfahrer-Veranstaltung belegt. Es war also viel los in der Stuttgarter Innenstadt an diesem Sonntag.

Die Anti-Pegida-Demo dauerte eine gute Stunde und verlief friedlich-harmlos: Drei Reden und ein bisschen Musik, das war's dann auch schon. Immerhin, die Rede von Sara Alterio vom Forum der Kulturen war ziemlich gut, erinnerte sie doch daran, dass es mit der gelegentlichen Gegen-Demo nicht getan ist, sondern dass wir unser eigenes Verhalten in Alltagssituationen auch immer wieder kritisch hinterfragen sollten. Ich hoffe, der Text der Rede wird noch irgendwo veröffentlicht, denn den würde ich zum Nachlesen empfehlen.

Ansonsten standen wir eine Stunde lang in der Sonne herum und applaudierten brav den wohlmeinenden Worten. Anschließend musste der größte Teil der Teilnehmer eh Richtung Schlossplatz abziehen und damit zwangsweise in der Nähe der Pegida-Demo vorbei, die zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht einmal angefangen hatte, aber schon von viel Polizei bewacht wurde. Ich bin noch eine Weile in der Nähe der Absperrungen stehen geblieben, aber so wirklich etwas tun konnte und wollte man da jetzt auch nicht. Es gab ein paar harmlose Rangeleien von einigen Übereifrigen mit der Polizei an der Absperrung (Warum? Was hättet ihr getan, wenn ihr durchgekommen wäret?), was mich veranlasste, dann doch den Heimweg anzutreten. Das kann man mir jetzt als Feigheit auslegen, aber ich habe keine Lust, mich wegen ein paar Idioten (und damit meine ich jetzt beide Seiten) in Handgreiflichkeiten verwickeln zu lassen. Da gibt es sicher kreativere Methoden des (Gegen-)Protests, die sich dann auch nicht gleich negativ auf das Gesamtimage der Demonstranten auswirken.

Mal sehen, was als offizielle Teilnehmerzahlen genannt werden. Ich habe schon Schätzungen von 300 bei Pediga (das sind m.E. schon erschreckend viele) und 2000 Gegendemonstranten (das sind m.E. enttäuschend wenige) gesehen. (Update: Die Stuttgarter Zeitung schreibt von 200 Pegida-Demonstranten und 4000 Gegendemonstranten.)

Ich hoffe ja, dass dies die erste und gleichzeitig letzte Pegida-Demo in Stuttgart war. Sollte dem nicht so sein, stehe ich beim nächsten Mal eben wieder da. Spätestens dann wird es aber auch Zeit, sich etwas aktiver, sprich kreativer, einzubringen. Ich habe zwar eigentlich keine Zeit für sowas, aber solchen Bewegungen muss man möglichst früh entgegen treten und ihnen klar - aber friedlich - die Grenzen aufzeigen.

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Andere haben folgendes über 'Jetzt also doch - eine Pediga-Demo in Stuttgart :(' geschrieben:

Halt ! zusammen - Demo auf dem Schlossplatz - Dirks Hirnableiter
[...] hatten zur Demonstration gegen Rassismus und Gewalt aufgerufen. Das lies gut gemeinte, aber langweilige Reden befürchten . In dem Punkt wurde ich positiv überrascht: Die Vertreterin des DGB legte zum Auftakt schon gut vor, der Vertreter der [...] [mehr]
Empfangen am Sonntag, 17. Januar 2016, 11:16 Uhr

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