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FOSDEM 2015

Alle Jahre wieder ... schreibe ich die gleiche Einleitung zur FOSDEM, der größten Konferenz rund um offene Soft- und Hardware in Europa, die am ersten Wochenende im Februar an der ULB in Brüssel stattfindet. Und wie immer ist sie eine Reise wert, wenn man sich auch nur einigermaßen für das Thema im Allgemeinen oder ein bestimmtes Projekt im Speziellen interessiert.

Laut Website fanden an diesem Wochenende 551(!) Vorträge statt. Vielleicht waren es auch ein paar mehr, denn es gab auch noch Raum für spontan organisierte Sessions und wer weiß, welches ungeplante Treffen von ein paar Leuten in irgend einer Ecke der Universität vielleicht produktiver und informativer ausfiel als so mancher Vortrag.

Meine Auswahl dieses Jahr - wie immer erst spontan vor Ort getroffen - umfasste am Samstag fast ausschließlich den "Legal and policy issues" devroom. Das Oberthema am Sonntag war dann wohl eher "Sprachen".

Samstag:

Sonntag:

This caught my eye ... Meine persönlichen Highlights waren - inhaltlich - der Vortrag "Crypto Wars 2.0 and the Free Software Response" von Aaron Williamson sowie - vom Unterhaltungswert her - "Get ready to party!" von Larry Wall.

Aaron Williamson gab eine gute Zusammenfassung der nun schon Jahrzehnte andauernden Versuche diverser Organisationen, die Kommunikation auch im digitalen Zeitalter lückenlos überwachen zu können. Er zeigte auch sehr schön auf, dass sich die Argumentation in all der Zeit nicht wirklich geändert hat: Was der damalige FBI-Chef 1997 über verschlüsselte Kommunikation sagte, entsprach fast 1:1 den Argumenten seines Nachfolgers im Jahr 2014. Nützlich fand ich auch seinen Versuch, etwas mehr Rationalität in die Diskussion zu bringen: Wenn Firmen wie Google und Apple nun alle Daten so verschlüsseln, dass auch sie selbst sie nicht mehr entschlüsseln können, dann sollten wir erst einmal davon ausgehen, dass dem auch so ist. Natürlich könnten diese Firmen, da sie ja in den USA angesiedelt sind, nach den dortigen Gesetzen verpflichtet werden, Hintertüren einzubauen - und vor allem dann auch darüber zu schweigen (so genannte "Gag Order"). Er geht aber davon aus, dass das noch nicht passiert ist. Und damit das so bleibt, muss der Öffentlichkeit - also uns - das Thema Überwachung und Verschlüsselung wichtig bleiben und wir müssen weiter darüber reden und entsprechend Lärm machen.

Szenenwechsel: Perl ist bestimmt nicht meine Sprache. Aber wenn man mal die Gelegenheit hat, den Erfinder einer Programmiersprache reden zu hören - zumal wenn es so eine schillernde Persönlichkeit wie Larry Wall ist - dann geht man natürlich hin. Und immerhin kann ich jetzt von mir sagen, dass ich dabei war, als er nun endlich ein konkretes Release-Datum für das seit 15(!) Jahren in Entwicklung befindliche Perl 6 angekündigt hat: An Weihnachten 2015 soll es endlich so weit sein (basierend auf dem Insider-Witz, dass man seit Jahren von "Weihnachten" als Veröffentlichungstermin spricht, aber wohlweislich das Jahr nicht genannt hat). Man darf gespannt sein, zumal er anschließend gleich wieder ein bisschen zurückruderte und erklärte, dass Perl 6.0 dann vielleicht nicht alle ursprünglich mal angekündigten Features enthalten wird und eine Liste von Risiken auflistete, die den Termin noch platzen lassen könnten.

Inhaltlich war der Vortrag vor allem von Vergleichen zwischen Perl und dem Werk Tolkiens geprägt. Gar nicht schlecht gemacht, mit minimalistischen, oft nur ein Wort enthaltenden, Folien. Leider hat er den Vortrag zum größten Teil vom Laptop abgelesen, so dass er auch hinter dem riesigen Rednerpult feststeckte, was den Vortrag zweitweise etwas statisch machte. Alles in allem aber recht unterhaltsam und mal ein ganz anderer Vortragsstil.

Was war sonst noch? Ich habe natürlich die Gelegenheit ergriffen, vielen der "üblichen Verdächtigen" Hallo zu sagen und uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen.

Von der Planung her hatte ich einfach zu knapp kalkuliert. Meine Anreise am Freitag erfuhr bereits in Mannheim einen ungeplanten Zwischenstopp (Triebwerksschaden am ICE), weshalb ich meinen Anschluss verpasste und vier Stunden später als geplant in Brüssel eintraf. Und den letzten Zug am Sonntag Abend zu nehmen wäre auch nicht mehr wirklich nötig gewesen, da ich ja nun mein eigener Chef bin und mir den Montag ruhig noch hätte gönnen können :)

Nächstes Jahr dann. Dann bleibt auch wieder Zeit, Belgische Pralinen zu kaufen, was dieses Jahr leider ausfallen musste.

(Fotos von meinem Narrative Clip)

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Andere haben folgendes über 'FOSDEM 2015' geschrieben:

FOSDEM 2016 - Dirks Hirnableiter
[...] Was mir gerade einfällt ... FOSDEM 2016 Donnerstag, 04. Februar 2016, 10:00 Uhr Auch dieses Jahr bin ich wieder zur FOSDEM nach Brüssel gefahren. Und das, wo ich mich doch aus der Welt der Software weitgehend verabschiedet habe. Aber auch, [...] [mehr]
Empfangen am Donnerstag, 04. Februar 2016, 10:06 Uhr

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