FOSDEM 2014
Wie jedes Jahr haben sich auch 2014 wieder die Geeks und Open-Source-Enthusiasten am ersten Wochenende im Februar an der ULB in Brüssel zum größten Open-Source-Treffen in Europa versammelt: FOSDEM.
FOSDEM ist so etwas wie ein großes, gutmütiges und sich weitgehend selbst organisierendes Chaos mit ein wenig Rahmenprogramm. Das fängt schon damit an, dass es für Besucher keine Anmeldung und keine Eintrittspreise gibt. Folglich weiß nie jemand, wie viele Menschen denn nun wirklich kommen werden oder tatsächlich dort waren.
Die Schätzung dieses Jahr lag bei etwa 8000 (was gegenüber der Schätzung von 2013 ein Plus von 1000 Besuchern wäre). Und das machte sich bemerkbar - die Beschwerden über volle Räume schienen mir etwas zugenommen zu haben.
Neben den wenigen zentral organisierten Veranstaltungen (Keynotes, ein "Main Track" und ein Raum für Lightning Talks) findet der Großteil der FOSDEM in den so genannten Devrooms statt. Das sind Räume, die unter einem Thema stehen und deren Programm von der jeweiligen Community selbst organisiert wird. Neben Devrooms zu diversen Open-Source-Themen gab es so z.B. auch einen zu "legal issues" (die Vielfalt der Open-Source-Lizenzen ist ein steter Quell der "Freude").
Und viele dieser Devrooms erfreuten sich dieses Mal offenbar großer Beliebtheit und waren praktisch ständig überfüllt. Aber auch das läuft bei der FOSDEM friedlich und selbst organisiert ab: Wenn der Raum voll ist, wird ein "FULL"-Schild an die Tür gehängt - und alle halten sich daran. Ich hatte nur einmal das Pech, so ein Schild sehen zu müssen, als ich mir ausgerechnet mal einen Talk über Java (nicht meine Sprache!) anhören wollte. Aber kein Problem, man findet immer leicht eine Parallelveranstaltung oder nutzt die Zeit zum Networking.
Die Vorträge sind ja nur eine Seite der FOSDEM (und man sollte erst gar nicht versuchen, auch nur einen nennenswerten Bruchteil der über 500(!) Vorträge an diesen zwei Tagen zu besuchen). Viel wichtiger ist, dass man Leute treffen oder an den Ständen Kontakt zu vielen Open-Source-Projekten knüpfen kann. Und natürlich sind auch meine "üblichen Verdächtigen" wieder alle da gewesen.
Mehr als Gedächtnisstütze für mich selbst - das sind die Vorträge, die ich dieses Jahr gesehen habe:
- Trolls Aren't the Only Threat Under the Bridge - What should we do about anti-competitive software patent suits?
- Software Archaeology for Beginners - Code, Culture and Community
- Community BoF
- Wikidata - What we learned in its first 2 years and what is in store for the future
- Observe online tracking with Lightbeam
- Licensing and Packaging FOSS with SPDX - Learning to combine and distribute software with open source licenses
- Standalone applications testing and automation
- Unicorns - Testing Documentation
- Identifying Hotspots in Software Build Processes
- Non-Coders Wanted - How to Get and Keep Non-technical Volunteers
- Pride and Prejudice: Testing in the PHP World
Meine beiden Schwerpunkte waren also offensichtlich:
Community - als Teil einer sehr kleinen Open-Source-Community bin ich immer daran interessiert zu erfahren, was wir besser machen könnten, um neue Mitglieder zu finden - und zu halten.
Build und Test - hier grüßt die Arbeit. Auch wenn ich privat in Brüssel war, lässt sich eine gewisse Überschneidung nicht vermeiden. Zumal wir in der Firma auch viel Open-Source-Software einsetzen.
Für die nächsten Jahre wird es spannend zu sehen, wie die FOSDEM-Organisatoren auf die "growing pains" reagieren. Nochmal 1000 Besucher mehr wird die Veranstaltung in ihrer jetzigen Form nicht verkraften, fürchte ich. Die Besucherströme lassen sich aber schon rein organisationstechnisch nicht wirklich regulieren - wie soll man auf einem offenen Universitätsgelände etwa Eintritt verlangen? Hier hilft wahrscheinlich nur, entweder größer zu werden (mehr Räume) - oder zu schrumpfen. Etwa, indem man weniger Devrooms zur Verfügung stellt.
So oder so wird die FOSDEM auch nächstes Jahr wieder eine Reise wert sein. Man sieht sich im Februar 2015 in Brüssel.
(Photos taken by my Narrative Clip)