CocoRosie in den Wagenhallen
Noch so eine Tradition: CocoRosie in den Wagenhallen. Auch wenn die letzten beiden Male schon eine Weile her sind.
Zur Eröffnung gab's erst einmal heimische Beats von Anna Gemina. Wobei mir auffiel, dass die Stücke beim Publikum am Besten ankamen, die eingermaßen durchgehend den gleichen Beat hatten. Wenn die beiden sich zu sehr verkünstelten, wirkte sich das gleich nachteilig auf die Stimmung aus.
Der Auftritt von CocoRosie war für 22:30 Uhr angesetzt, was ja schon reichlich spät ist. Und natürlich ließen uns die Damen dann noch etwas länger warten. Als sich dann endlich etwas zu tun schien und eine gestreifte Gestalt die Bühne betrat, gab es prompt technische Probleme und noch einmal 10 Minuten Fehlersuche in der Verkabelung. Dann ging es endlich los.
Was kann man zu CocoRosie eigentlich noch schreiben? Schrill, bunt und abgedreht kommen die Schwestern daher. An diesem Abend hatten sie Unterstützung von einem Keyboarder, der aber auch einige Male zur Posaune griff, sowie einer Human Beatbox, der die Aufgabe der Rhythmussektion übernahm (und auch einmal solo sein Können zeigen durfte).
Wie zu erwarten, standen die Songs vom aktuellen Album Tales of a Grass Widow im Mittelpunkt, die etwas mehr elektronisch und nicht mehr so lo-fi daher kommen. Dieser neue Stil wurde dann auch rückwirkend auf die alten Songs angewendet, die man so oft gar nicht auf Anhieb erkannte.
Quer über die Bühne war eine Wäscheleine gespannt (komplett mit Kleidungsstücken) und in der Bühnenmitte stand eine Kommode mit Spiegel. Und so fanden die meisten Kostümwechsel dann auch auf der Bühne statt. Strategisch platzierte Kameras (u.a. am Spiegel) übertrugen verfremdete Live-Bilder auf die Wand hinter der Bühne und auch ansonsten war die Lightshow bunt und psychedelisch.
Da die meisten Stücke mehr Rhythmus hatten, wurde eifrig getanzt, was in Bühnennähe, wo es ohnehin schon recht kuschlig zuging, gelegentlich zu kleineren Rangeleien und Stellungskämpfen führte. Ansonsten war die Stimmung aber friedlich-ausgelassen. Auch hatte man sich stillschweigend darauf geeinigt, die ersten drei Reihen oder so dem eher klein gewachsenen, meist weiblichen, Teil des Publikums zu überlassen.
Als Entschädigung für den späten Start spielten CocoRosie dann auch fast zwei Stunden bevor, nach zwei Zugaben, dann Schluss war.
Nebeneffekt für mich: Um kurz vor ein Uhr fahren keine U-Bahnen mehr in meine Richtung. Also musste ich erst in die andere Richtung fahren, um über den Umweg Hauptbahnhof eine S-Bahn Richtung Feuerbach zu bekommen. Fussmarsch nach Hause von dort inbegriffen. So schön es war - muss man wirklich so spät anfangen? Oder bin ich langsam einfach zu alt für solche Aktionen?
Anyway. Schön war's, und nicht nur schön bunt. Gerne wieder.