Kostenlos mit dem öffentlichen Nahverkehr durch Genf
Die Schweiz ist ja nicht gerade für niedrige Preise bekannt. Und wer denkt, Zürich wäre teuer, der war noch nicht in Genf ...
Die Schweiz ist aber auch bekannt für ihren gut funktionierenden Nahverkehr. Und das gilt auch für Genf. Was dort aber erfreulicherweise noch hinzu kommt, ist kostenloser öffentlicher Nahverkehr für Besucher.
Ich hatte mich schon vorher schlau gemacht, wie ich denn am besten von meinem Hotel zum Venue und wieder zurück kommen würde. Dabei fiel mir der Hinweis ins Auge, dass öffentlicher Nahverkehr in Genf für Besucher kostenlos sei. Das klingt gut, aber wie funktioniert das in der Praxis?
Wenn man mit dem Flugzeug ankommt, muss man zunächst einmal in die Stadt kommen, also zum Beispiel in sein Hotel. Dazu fand ich den Hinweis, dass in der Halle zur Gepäckrückgabe ein Automat steht, an dem man ein kostenloses Ticket für die Zone 10 (Tout Genève) bekommt.
Da man eh durch diese Halle muss, auch wenn man nur mit Handgepäck reist, war das kein Problem und der Automat neben dem Ausgang war auch gleich gefunden. Darauf stehen nochmals ein paar Hinweise zum Ticket. Ansonsten drückt man auf einen Knopf und bekommt, einfach so, ein Ticket. Dieses ist für 80 Minuten für die gesamte Zone 10 gültig, was nun wirklich ausreichend Zeit ist. Mein Bus brauchte z.B. fast 30 Minuten bis zur Haltestelle in der Nähe meines Hotels, und das war schon eine ganze Ecke weit vom Flughafen entfernt.
Okay, nun sind wir also schon mal kostenlos in die Stadt gekommen. Schön, aber wie geht's nun weiter? Ganz einfach! Beim Einchecken im Hotel bekam ich, ohne Aufforderung, direkt meine "Geneva Transport Card" ausgehändigt. Das ist ein kleines Pappkärtchen, das auf der Rückseite eine Nummer, Stempel und Unterschrift des Hotels, meinen Namen und die Gültigkeitsdauer vermerkt hat.
Auch dieses Kärtchen ist wieder für den ganzen öffentlichen Nahverkehr in der Zone 10 gültig, inklusive der gelben Boote, die über den See fahren (wovon ich aus Zeitgründen leider keinen Gebrauch gemacht habe).
Ich habe bei diesem Kurztripp überhaupt nur relativ wenig Gebrauch vom öffentlichen Nahverkehr in Genf gemacht, aber das System hat mich doch positiv beeindruckt. Es fahren Busse (mit und ohne Oberleitung) und Trams in schneller Taktung in alle möglichen Richtungen und die Haltestellen werden in den Fahrzeugen angesagt (auf Französisch) und angezeigt (inkl. Vorschau auf folgende Haltestellen). Als Ortsfremder, der sich vorher ein bisschen informiert hatte, kam ich so gut zurecht.
Das System mit den kostenlosen Tickets ist offenbar durchdacht und funktioniert problemlos. Die großzügig bemessene Zone 10 umfasst ganz Genf (wie der Name Tout Genève ja schon andeutet), inkl. dem Flughafen. Als Tourist muss man sich so nicht ständig Gedanken machen, ob das Kärtchen noch gilt, wenn man von A nach B fährt.
Hier fällt mir mal wieder auf, dass im Vergleich dazu die Zoneneinteilung in Stuttgart einfach unnötig kompliziert ist. Ganz Genf ist eine Zone (inkl. Flughafen). Vancouver hat 3 Zonen (der Flughafen ist dort in Zone 2 und in etwa so weit entfernt wie der in Stuttgart). Dass Paris überhaupt mehr als eine Zone hat, musste ich auch gerade erst nachsehen (der Flughafen ist nicht mehr in der Kernzone; in der Stadt muss man sich um Zonen aber nicht kümmern).
Und Stuttgart? Okay, die Zone 10 deckt die Innenstadt ab. Danach wird es aber gleich kompliziert, insbesondere wenn man Zonen durchqueren muss. Ich habe kürzlich einer Schweizerin (Zufall!) an einer U-Haltestelle geholfen, das Stuttgarter System wenigstens einigermaßen zu verstehen. Wenn man es mit den o.g. Städten vergleicht, fühlt man sich an Kleinstaaten erinnert. Warum kann es nicht auch in Stuttgart einfach nur zwei Zonen geben?