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Mal wieder Kino: Looper und Skyfall

Es ist schon so lange her, dass ich mal im Kino war, dass ich mir gar nicht mehr sicher bin, wann genau das gewesen sein soll. Ich vermute, der Film war Sunshine und das Jahr wäre dann 2007 gewesen.

Kürzlich war ich eine Woche in London und es hatten sich zwei Abende ergeben, an denen ich nichts weiter vor hatte. Also schauen wir doch mal, was im Kino um die Ecke läuft. Auf dem Programm fanden sich dann zwei Filme, die mich halbwegs interessierten: Looper und der neue Bond, Skyfall.

Was sich seit meinem letzten Kinobesuch (übrigens auch in England) auch geändert hat: Im Odeon gibt es die Tickets nur noch aus dem Automaten. Überhaupt scheint man das Personal fast ganz eingespart zu haben - nur noch Fressalien werden von einem Menschen verkauft. Nach welchem Prinzip die Tickets dann kontrolliert werden, hat sich mir nicht erschlossen - beim ersten Film war niemand da, der die Tickets sehen wollte, am zweiten Abend dann aber schon.

Looper

Looper spielt in einer nicht näher definierten aber wohl nicht allzu weit entfernten Zukunft, in der Zeitreisen noch nicht erfunden worden sind. Aber in weiteren 30 Jahren von dort aus sind sie es, wurden sofort verboten und werden jetzt nur noch von Kriminellen dazu benutzt, um ihre Opfer in die Jetzt-Zeit des Films zu schicken, wo sie von so genannten Loopern hingerichtet und ihre Leichen beseitigt werden. Die alte Idee vom perfekten Verbrechen also - keine Leiche, keine Anklage.

Hier liegt dann auch gleich eines der Probleme des Films: Die Hauptfigur ist ein solcher Looper, also ein bezahlter Killer oder eher Henker. So jemanden kann man nicht wirklich sympathisch finden, auch wenn er im Verlauf des Films eine gewisse Wandlung durchmacht.

Mit Zeitparadoxen wird natürlich auch gespielt: Manchmal wird einem Looper sein eigenes zukünftiges Ich zur Hinrichtung geschickt. Das fungiert dann sozusagen als Entlassungsurkunde und der Killer kann sich der restlichen 30 Jahre seines Lebens erfreuen. Dass es keine gute Idee ist, sein anderes Ich laufen zu lassen, wird in drastischen Bildern gezeigt.

Genau das passiert dann aber schließlich auch der Hauptfigur - sein zukünftiges Ich wehrt sich und kann entkommen. Die ältere Version wird gespielt von Bruce Willis, der mit seinem schieren Auftauchen mehr Sympathiepunkte einheimst als es seine jüngere Version im Verlauf des bisherigen Films geschafft hat. Zugegeben, von diesem Zeitpunkt an verkehren sich die Rollen: Willis hat einen moralisch inakzeptablen Plan während seine jüngere Version diesen zu verhindern sucht. Doch plant auch der Looper fast den ganzen Film über nur, sich wieder zu rehabilitieren um in sein altes Killer-Leben zurückkehren zu können. Erst gegen Ende des Films stellt sich eine etwas andere Motivation ein - ein bisschen Liebe für eine Frau und deren Sohn.

Der Film scheitert zum einen daran, dass man mit seinen Hauptpersonen nicht richtig warm werden kann - oder will. Zum anderen läuft er zwangsläufig in die Unlogik von Zeitreisen, die der Story hier und da einen interessanten Twist geben, aber einfach unglaubwürdig sind. Von der Matrix dieser Dekade, wie ein Filmkritiker in der Promo zitiert wird, ist der Film leider meilenweit entfernt.

Skyfall

Der letzte Bond, den ich im Kino gesehen habe, liegt noch viel länger zurück. Es müsste der erste Auftritt von Timothy Dalton als James Bond gewesen sein, also Der Hauch des Todes, anno 1987(!). Die bisherigen Bond-Einsätze von Daniel Craig habe ich auch noch nicht gesehen.

Die obligatorische Eröffnungssequenz beginnt mit einer Verfolgungsjagd und endet damit, dass Bond offenbar erschossen wird - von einer Kollegin, aus Versehen. Nun fragt man sich natürlich, ob der Rest des Films ein Rückblick wird, der auf diese Szene hin arbeitet, oder ob unser aller Lieblingsagent doch wieder aufersteht.

Nach dem Vorspann und etwas weiterem Geplänkel (inkl. Begräbniszeremonie für Bond) taucht er dann doch wieder auf. Doch es ist nicht alles so friedlich und sorgenlos wie das Tropenparadies, in dem wir ihn wiederfinden. Es gab einen Anschlag auf das Hauptquartier des MI6 und unser Held ist auch nicht ohne Blessuren aus seinem letzten Abenteuer entkommen. Wie sich herausstellt, ist er eigentlich nicht diensttauglich.

Die alte Bond-Formel vom strahlenden Helden, der die Welt rettet und nebenbei reihenweise Frauen verführt hat man schon vor einiger Zeit über Bord geworfen und sie findet sich nur noch in Zitaten (und manchmal auch Parodien) wieder. In diesem Film lässt der sonst so regeltreue Apparat auch so manche Fünfe gerade sein. Das macht den Film interessanter und nicht mehr so vorhersehbar, aber es geht eben auch ein gutes Stück Bond-Gefühl verloren.

Frühere Bond-Bösewichte waren entweder richtig böse oder (größen-)wahnsinnig, manchmal fast sympathisch. Der Bösewicht in Skyfall ist jedoch einfach nur eine Nervensäge. Er will auch nicht die Weltherrschaft an sich reißen, sondern sich an M rächen - für was auch immer genau. Ihm ist wohl irgendwie Unrecht durch den MI6 widerfahren, aber so richtig interessiert es einen dann auch nicht.

Der Showdown im schottischen Hochland verläuft dann wieder relativ vorhersehbar. Wenn ein abstürzender Hubschrauber ein schottisches Landhaus, erbaut aus den dort üblichen Granitsteinen, in die Luft fliegen lässt, blitzen auch wieder die absurden Spezialeffekte früherer Bond-Filme auf. Sonderlich spannend ist die Endphase indes nicht.

Dieser Bond hätte statt Skyfall auch "Reboot" heißen können, denn außer Bond selbst gibt es am Ende viel Neues: Neuer M, neuer Q (ein Geek, bezeichnenderweise), neue Moneypenny (die mir als Bürodame eine Fehlbesetzung zu sein scheint, aber vielleicht hat man mit ihr ja mehr vor) und ein neues MI6-Hauptquartier. Aufbruchstimmung also. Aber wohin die Reise gehen soll, vermag ich nach diesem Bond-Abenteuer nicht zu sagen. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es mich interessieren würde.

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Andere haben folgendes über 'Mal wieder Kino: Looper und Skyfall' geschrieben:

Prometheus - Prequel oder nicht Prequel, das ist hier die Frage - Dirks Hirnableiter
[...] oder nicht Prequel, das ist hier die Frage Montag, 10. Dezember 2012, 10:00 Uhr Da ich ja bekanntlich nicht so oft ins Kino gehe , habe ich "Prometheus" erst jetzt gesehen, nachdem der Film auf DVD erschienen ist. Dass der Film ein Problem [...] [mehr]
Empfangen am Montag, 10. Dezember 2012, 12:31 Uhr

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