Zweite FuckUp Night Stuttgart
Wie schon die erste Ausgabe fand auch die zweite FuckUp Night Stuttgart in Esslingen statt. Zum Auftakt gab es eine kurze Video-Botschaft von FDP-Chef Christian Lindner, der kürzlich mit Bemerkungen über Startups und eine "Fehlerkultur" für Diskussionen in der Szene gesorgt hatte. Ob er wirklich, wie im Video erwähnt, mal zur FuckUp Night kommt um über das Scheitern der FDP zu berichten? Skepsis ist angebracht.
Die drei gescheiterten Gründer hatten an diesem Abend wieder sehr unterschiedliche Geschichten zu erzählen. Das erste Startup von Mauz & Wauz-Gründer Thomas Poschen ging jedenfalls so richtig in die Hose. Komplett mit Betrug durch die Geschäftspartnerin, Insolvenz, Anklage wegen angeblicher Insolvenzverschleppung nach falscher Beratung durch den Anwalt, Schulden und Pfändung der Eigentumswohnung - das volle Programm. Aber er hat sich wieder aufgerappelt und das aktuelle Projekt läuft offenbar sehr gut.
Gründer Nummer zwei war eigentlich nicht wirklich selbst gescheitert, sondern er hat bei einem von ihm mitgegründeten Unternehmen die Zügel zu sehr schleifen lassen und konnte eines Tages nur noch feststellen, dass es praktisch insolvent ist. Die Folgen waren aber weit weniger dramatisch als noch beim ersten Beispiel. Überhaupt schien er das alles sehr auf die leichte Schulter zu nehmen.
Feliks Eyser von Regiohelden hatte auch nur ein eher schleichendes Scheitern vorzuzeigen: Die noch zu Studienzeiten gegründete Musikplattform dümpelte zwei Jahre vor sich hin bevor man sich entschloss, das Projekt einzustellen. Auch hier also kein Vergleich zu den geradezu dramatischen Ereignissen beim ersten Beispiel. Feliks war der eloquenteste der drei Redner und erläuterte ausführlich, welche Lektionen er aus seinem Scheitern gezogen hat und was er beim nächsten Startup alles anders gemacht hat.
Das war auch wieder die Gemeinsamkeit der drei Redner an diesem Abend: Alle waren - mehr oder weniger deutlich - gescheitert, hatten sich aber entschlossen, es dann noch einmal zu versuchen. Und alle drei betonten in der anschließenden Fragerunde auch den Lerncharakter dieser Erfahrung.
Die Fragen des Publikums waren meist genereller Natur (etwa, wie man Kontakt zu Investoren bekommt) und weniger an weiteren Details des Scheiterns und der Folgen interessiert.
Ein Aspekt, den ich mitgenommen habe: Auf eine Frage hin betonten alle drei, dass man sich in den meisten Fällen keine Gedanken um evtl. Konkurrenz machen müsse. Wenn es nicht gerade ein sehr begrenzter und umkämpfter Markt ist, kommt man sich zumindest am Anfang erst einmal nicht in die Quere. Die großen haben einen nicht auf dem Radar und man findet - das richtige Produkt vorausgesetzt - erst einmal seinen eigenen Markt. Auch das oft befürchtete Kopieren von Ideen findet - zumindest am Anfang - kaum statt. Thomas Poschen erwähnte allerdings, dass sie mittlerweile dazu übergegangen sind, neue Produktideen nicht mehr groß anzukündigen sondern sie gleich auf den Markt zu bringen. Ab einer gewissen Größe ist man dann eben doch sichtbarer und die Verhältnisse sind anders. Aber am Anfang ist die Konkurrenz wohl weniger ein Problem, als man oft denkt.