Barcamp Stuttgart, die Sechste
Das Stuttgarter Barcamp braucht wohl keine weitere Vorstellung, oder? Im nunmehr sechsten Jahr wurde es wie immer von Jan "Mr. Barcamp" Theofel organisiert, fand wieder im Literaturhaus statt und auch viele der Sponsoren waren nicht zum ersten Mal dabei.
Erfreulich, dass trotzdem gut ein Drittel der am Samstag anwesenden sich als Barcamp-Neulinge zu erkennen gab. Es sind also nicht nur immer die "üblichen Verdächtigen", die man auf dem Barcamp trifft (obwohl die natürlich auch vertreten waren).
Das Sessionboard füllte sich dann auch in Rekordzeit und es konnte losgehen.
Zum Auftakt habe ich mir einen "Refresh" in Recht 2.0-Themen in der Session von Carsten Ulbricht geholt, bevor sich dann eine Reihe von Sessions zum Oberthema Präsentationen anbot: Eine Session über das oft gescholtene Prezi, zum Beispiel. Der Referent wusste immerhin, worauf es bei einer Präsentation wirklich ankommt und nutzte die Spielereien in Prezi nur zurückhaltend. Aber selbst so wurde für mein Empfinden noch zu viel sinnlos bzw. nur um des Effekts willen herumgezoomt. Im Englischen gibt es längst "Vertigo by Prezi" als Umschreibung dieses Spieltriebs - und seines Effekts auf das Publikum. Ein paar der kleineren Features würde ich mir aber auch in anderen Präsentationsprogrammen wünschen. Etwa den Zeitstrahl, mit dem man wie in einem Video vor- und zurückscrollen kann. Das wäre gerade während der Fragen nach einer Präsentation nützlich - traditionelle Programme sind hier noch zu umständlich zu bedienen.
Was ich nicht gedacht hätte: Man kann tatsächlich eine ganze Session über die Referentenansicht in PowerPoint halten.
Bessere Präsentationen: Bullet Points vs. Your Brain
Und dann war ich dran. Meine Session zu besseren Präsentationen gehört ja mittlerweile auch zum Standard-Programm beim Barcamp in Stuttgart. Aber natürlich mache ich nicht immer das gleiche. Dieses Mal hatte ich eine Präsentation vorbereitet, die unser Gehirn in den Mittelpunkt stellt und habe davon ausgehend gegen Bullet Points und für mehr visuelle Folien argumentiert. Der Raum war voll und die Message kam offenbar an, was mich sehr freut.
Ausklingen lassen ...
Zum Abschluss des ersten Tages gab es für mich dann noch eine Session mit Brainstorming zum Aufbau und der Pflege von Professional Communities. Zusammenfassung hier.
Nach dem leckeren Abendessen gab's dann erst noch die Verkündung der durchgeführten Test-Wahl (es war ja der Abend vor der Bundestagswahl). 35% für die Piraten? Tja, da lagen wir doch "ein wenig" daneben.
Bei den Nachtsessions war nichts für mich dabei (außer der Ironblogger-Lesung, aber die war erst für 22 Uhr angesetzt und einfach zu spät für mich), also habe ich mich nach Hause begeben um noch eine Mütze Schlaf für den nächsten Tag nehmen zu können.
Tag 2
Mama! Der Katzenbus!
Diese Worte schallten mir am zweiten Tag entgegen. Sie bezogen sich auf mein T-Shirt und zeigen nicht nur, dass Mika und ihre Tochter einen guten Geschmack bei Filmen haben, sondern auch, dass sich das Barcamp zunehmend zum Familien-Event entwickelt. 20 Kinder waren wohl für die Kinderbetreuung angemeldet, sprangen aber auch z.T. in den Sessions und in den Pausen herum.
Das Sessionboard zu füllen dauerte am zweiten Tag etwas länger, gelang dann aber doch. Ich habe dann etwas über Produktmanagement gelernt sowie einen Blick in die Arbeitswelt der Zukunft geworfen, bevor meine eigene Session dran war.
Meine Session "Themenübergreifende Konferenzen"
Den Schwerpunkt der Session hatte ich auf TEDxStuttgart gelegt, mit kurzer Erklärung, was TED / TEDx / TEDxStuttgart eigentlich sind und einem Überblick über die Speaker bei unserem nächsten Event am 26. November. Ich habe mich aber auch bemüht, ein wenig darüber hinaus zu sehen und habe u.a. die Pseudo-Science-Debatte angesprochen, die dazu führte, dass TEDxWestHollywood wegen allzu vieler esoterischer Talks die Lizenz entzogen wurde (vollkommen zu Recht, meiner persönlichen Meinung nach).
WikiStage, sozusagen ein "Fork" der TEDx-Idee war den Zuhörern auch noch unbekannt. Wie sich diese Veranstaltungsreihe entwickelt und ob es gelingt, eine Bibliothek von Videos aufzubauen, die jeweils eine Frage beantworten, bleibt abzuwarten. Zutrauen würde ich es dem Team, allerdings bleibt der sichtbare Fortschritt noch etwas hinter den Ansprüchen zurück.
Weitere wirklich themenübergreifende Konferenzen konnte niemand nennen, aber es gab interessante Hinweise auf lockere Vortragsreihen (etwa Talks at Google oder auch "um die Ecke" im Haus der Wirtschaft in Stuttgart) sowie den Tipp, dass auch manche auf den ersten Blick sehr themenspezifische Konferenzen oft interessante Side Tracks oder zumindest einzelne eher themenfremde Vorträge mitbringen.
Wrapping up
Die nächste Runde habe ich ausgesetzt. Anschließend fanden sich noch eine Reihe musikbegeisterter Barcamper zusammen, um Tipps zum Finden neuer Musik auszutauschen. Spartenradios und automatische Empfehlungen scheinen für manche zu funktionieren, für andere (auch mich) eher nicht. Das Problem dürfte sein, dass die "Empfehlungsmaschinen" zu sehr auf Genres abheben statt auf die Stimmung einzelner Stücke. Ein paar Tipps kamen immerhin zusammen, die ich mal durchprobieren muss. Was ich immer noch suche, ist ein Ersatz für die leider zunehmend wegbrechende Emusic-Community.
Tja, und dann war's auch schon wieder Zeit für die Abschluss-Session. Da gab's dann auch noch eine freudige Überraschung für mich, denn Jan Theofel hatte sich meine Präsentations-Session vom Samstag zu Herzen genommen und die Folien visueller gestaltet - mehr Bilder, weniger Bullet Points. Gut gemacht, Jan :)
Neben viel Lob für die Organisation, das Essen und die Sponsoren gab's auch (konstruktive) Kritik. Vor allem das WLAN wollte an diesem Wochenende so gar nicht mitspielen. Die Frage "Mittagspause oder nicht" steht auch jedes Jahr wieder an - da muss man eben noch etwas experimentieren, aber wirklich schlimm fand ich es nicht, dass es keine gab.
Fazit: Schön war's wieder. Gefühlt schienen weniger Teilnehmer da gewesen zu sein, was sicher am (eher symbolischen) Eintrittspreis lag, aber auch dazu führte, dass es nicht so brechend voll wie in manchen Vorjahren war. Also eigentlich eine positive Entwicklung.