Ausgeflattrt, oder: Flattr, ein gescheitertes Experiment
Likes, Favs und ähnliches sind so etwas wie die Währung in sozialen Netzen. Nur kaufen kann man sich davon nichts. Flattr ist angetreten, das zu ändern, denn mit Flattr ist es möglich, ein "gefällt mir" auch mit einer finanziellen Anerkennung zu verbinden.
Damit das funktioniert, muss Flattr vor allem einfach zu benutzen sein. Das funktioniert schon einmal nur teilweise. Wobei das nicht nur an Flattr liegt: Als ich mich angemeldet habe, konnte man das Favorisieren von Tweets automatisch mit einem Flattr einhergehen lassen - doch kurze Zeit später musste diese Funktionalität auf Drängen von Twitter entfernt werden. Bei anderen Diensten, etwa Flickr, funktioniert es aber noch automatisch: Wenn ich - über das UI des jeweiligen Dienstes - etwas like oder favorisiere wird dies automatisch in einen Flattr umgesetzt. Für Twitter gibt es einen Workaround mit einer Browser-Erweiterung, der aber mehrere Klicks benötigt. Immerhin.
Erkenntnis Nr. 1: Meine Leser flattrn nicht
Seit einem halben Jahr bin ich nun bei Flattr. Der Flattr-Button prangt seither groß unter meinen Artikeln hier und nebenan. Resultierende Anzahl Flattrs: 1.
Okay, kein Problem, damit kann ich leben. Vielleicht ist mein Geschreibsel eben nicht Flattr-würdig. Es war ein Experiment und offenbar funktioniert es für mich nicht.
Erkenntnis Nr. 2: Kaum jemand lässt sich Flattrn
Das, dagegen, ist das eigentliche Problem bei Flattr: 185 Flattrs habe ich in den letzten 7 Monaten vergeben. Gerade einmal 32 davon kamen an. Der Rest (über 80%!) ist "unclaimed", d.h. ich habe jemanden geflattrt der oder die gar nicht bei Flattr angemeldet ist und damit gar nicht mitbekommen hat, dass ich demjenigen etwas Gutes tun wollte.
Tipp: Wenn Du nicht bei Flattr angemeldet bist - vielleicht mal nachsehen, ob es nicht doch schon "unclaimed" Flattrs für Dich gibt. Bei so Manchem würde sich das tatsächlich lohnen, wie man in der öffentlichen Liste sehen kann.
Fazit
Mag ja sein, dass Flattr in einzelnen Fällen funktioniert. So kann man z.B. taz-Artikel flattrn, was mir ein gutes Modell in diesem speziellen Umfeld zu sein scheint (ob bzw. wie stark es wirklich genutzt wird, weiß ich natürlich nicht).
Ich hatte von Anfang an eher die Idee, andere zu Flattrn und ihnen damit meine Wertschätzung zu zeigen. Ja, natürlich hatte ich auch ein bisschen auf Flattrs für meinen Content gehofft, aber das Geben war eigentlich der Hauptantrieb gewesen. Nur funktioniert das eben nicht - wenn aus meiner Zielgruppe kaum jemand mitmacht, macht das eben auch keinen Spaß.
Mein Flattr-Budget ist jetzt aufgebraucht (auch den einen Flattr, den ich bekommen habe, habe ich wieder in Umlauf gebracht). Die Buttons hier und nebenan bleiben, aber neues Geld werde ich einstweilen nicht in Flattr einbringen. Sollten tatsächlich noch ein paar Flattrs eintrudeln, werde ich die wieder in Umlauf bringen. Ansonsten werde ich mal beobachten, wie sich Flattr entwickelt. Echtes Wachstum sehe ich da derzeit nicht - es würde mich nicht wirklich wundern, wenn der Dienst eines Tages still und leise eingestellt würde.