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Beim Webmontag Stuttgart im Mai

Die nur mittelprächtige Teilnehmerzahl beim Webmontag Stuttgart war zum Teil sicher dem Wetter, zum Teil aber auch der zuletzt etwas vernachlässigten Website zuzuschreiben. Dort stand zwar der Termin, aber nicht, welche Vorträge es geben würde. Ein harter Kern und ein paar Neulinge ließen sich davon aber nicht abschrecken.

Den Anfang machte Henning Schürig mit ein paar SEO-Grundlagen. Etwas wirklich Neues hatte er nicht zu berichten, aber es hat sicher dem einen oder anderen geholfen, ein paar falsche Grundannahmen zu korrigieren. Interessant war noch die anschließende Diskussion über die Auswirkungen des Wörtchens "in" - manchmal, aber eben nicht immer, zeigt Google in den Suchergebnissen nach etwas "in Stuttgart" dann wohl auch noch eine Karte mit an. Wann genau weiß aber wohl auch noch niemand.

Der zweite Vortrag war meiner. Ich habe tineye.com vorgestellt, eine Suchmaschine, die sich auf reverse Bildersuche spezialisiert hat. So etwas braucht man, wenn man ein Bild vorliegen hat und dazu die Quelle bzw. das Original finden will. Ich habe das schon mehrfach erfolgreich eingesetzt, um Fotos von Folien, die ich bei Vorträgen abfotografiert hatte, zu identifizieren. Ein ganz anderer Einsatzbereich sind diese tollen Fotos, die einem in Social Media oft in die Timeline gespült werden. Bevor man es retweetet oder shared, kann es nicht schaden, es einmal bei TinEye einzuwerfen, denn nicht selten sind die Bilder nicht echt oder zumindest nicht das, was sie angeblich zeigen. Die Folien zum Vortrag gibt es auf Slideshare.

Thomas Christinck berichtete anschließend von der re:publica, die ja vor ein paar Wochen stattgefunden hatte und insbesondere von vier Vorträgen (Ethan Zuckerman, Johannes Kleske, Gunter Dueck, Alexander Gerst). Das Themenspektrum der Vorträge zeigt, dass die re:publica keineswegs (nur?) ein großes Blogger- oder Hipstertreffen ist, sondern dass es da durchaus Menschen gibt, die sich über die Gesellschaft und ihre Zukunft Gedanken machen.

Den Schlusspunkt des Abends setzte Michael Schommer, der, mehrfach angekündigt, dann kurz vor Schluss noch eintraf - und mit einer kleinen aber eindrucksvollen Demo dafür sorgte, dass alle plötzlich wieder hellwach waren. Bei einem Blick auf das eigene Smartphone oder Tablet fanden sich nämlich auf einmal ganz viele WLANs mit so unerwarteten Namen wie "MeinFernbus" (im dritten Stock?!) oder "Radisson BLU".

Die Erklärung: Unsere Geräte suchen ständig nach den WLANs, mit denen sie sich zuletzt verbunden haben - und blasen dabei diese Namen freimütig in den Äther. Michael hatte mit einer Software nun diese Namen eingesammelt und als falsche WLANs wieder angeboten. Da tappt man natürlich leicht in die Falle, sich mit dem angeblich vertrauten WLAN wieder verbinden zu wollen. Das Smartphone macht das u.U., zumindest bei unverschlüsselten Verbindungen, auch automatisch und schon ist man in einem "feindlichen" Netz, dessen Besitzer den Traffic problemlos mitschneiden kann. Upps.

Das sind natürlich Dinge, die man nach dem ersten Schock erklären kann - so funktionieren die Standards rund um WLAN nun einmal. Außerdem funktioniert das zum Glück, wenn ich es richtig verstanden habe, mit verschlüsselten WLANs nicht automatisch: Wenn das Smartphone bisher nur eine verschlüsselte Verbindung mit meinem Heim-WLAN hatte, wird es sich nicht ungefragt mit einer unverschlüsselten Fake-Version davon verbinden. Solange eben der Mensch nicht doch noch eingreift, so nach dem Motto "Da ist doch mein WLAN. Warum verbindet sich mein blödes Handy denn nicht damit?"

Diese an sich simple aber eindrucksvolle Demo lieferte einen schönen Schlusspunkt für den Abend.

Creative Commons Licence "Beim Webmontag Stuttgart im Mai" by Dirk Haun is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International Licence.

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