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TED 2016 im Kino

Was TED ist, muss ich an dieser Stelle ja hoffentlich nicht mehr erklären. Die Konferenz ist immer noch eines der Highlights des Jahres - und immer noch sehr elitär und auch sehr teuer. Mit den unabhängig, aber unter Lizenz, organisierten Ablegern TEDx (auch in Stuttgart) gibt es schon seit Jahren so etwas wie eine Community und als weiteren Schritt, mehr Menschen am TED-Phänomen teilhaben zu lassen, gab es dieses Jahr eine ganz neue Premiere: Die Übertragung eines Teils der Konferenz in Kinos.

Genauer gesagt wurde die "Opening Session", also die ersten Talks von TED 2016 in ausgewählten Kinos gezeigt, unter anderem im CinemaxX Stuttgart Liederhalle. Wir wurden von TED auf das Event hingewiesen und angehalten, dafür etwas Werbung zu machen, was wiederum mit Freikarten für das Team belohnt wurde. Und wir konnten vor Ort schon einmal etwas Werbung für unser nächstes Event im Herbst machen. Eine klassische Win-Win-Situation also.

Aber zum Eigentlichen, den Vorträgen. Insgesamt 7 Talks bekamen wir zu sehen, und ich muss sagen, dass das Niveau und die Qualität durchweg sehr hoch war.

Zum Auftakt rief die zehnjährige(!) Ishita Katyal die Erwachsenen dazu auf, Kinder nicht zu fragen, was sie werden wollen, sondern was sie jetzt in ihrem Leben tun wollen. Ich könnte nun an den offensichtlich einstudierten Gesten herumkritteln, aber man muss sich einfach auch mal bewusst machen, welche Möglichkeiten Zehnjährigen in dieser Zeit offen stehen. Bücher veröffentlichen, einen TED-Talk halten - da fühlt sich mein zehnjähriges Ich ja geradezu als Versager.

Ist "Astro Teller" wirklich sein richtiger Name? Aber egal, was der Herr von X (ehemals bekannt als Google X) zu erzählen hatte, war ein neuer Ansatz für die von Startups oft beschworene Kultur des Scheitern: Bei X versucht man permanent, neue Projekte zu killen, bevor man zu viel Zeit und Ressourcen in etwas investiert, was am Ende dann doch nicht funktioniert. Und man wird dafür belohnt, ein Projekt gekillt zu haben.

Riccardo Sabatini hatte ein Buch mitgebracht. Das Buch des Lebens, sozusagen: Das vollständige menschliche Genom, ausgedruckt und auf mehrere Bücherregale gepackt. Ein sehr anschaulicher Talk für ein Thema, das doch so schwer vermittelbar ist, mit einigen netten Gags ("Meine Mutter ist ein 3D-Drucker").

Als erste künstlerische Einlage führten AR Rahman und Begleitung durch die Welt des indischen Ragga.

Den Talk von Dan Pallotta kann ich nicht mehr so wirklich zusammenfassen. Er rückte der Welt gewissermaßen mal den Kopf gerade.

Etwas zwiegespalten bin ich von dem Talk von Shonda Rhimes (der sogar schon online ist). Es ging um den "Hum", der sie antreibt, obwohl sie so viel beschäftigt ist - und was passierte, als er eines Tages nicht mehr da war. Ein kraftvoller Talk, aber vielleicht auch schon wieder ein bisschen zu viel. Andererseits kam durch das hektisch-vollgepackte das Thema besser rüber. Minuspunkt jedoch eindeutig für den Einsatz der - extra für sie aufgebauten - Teleprompter.

Tänzer Bill T. Jones schloss die Session ab. Am Anfang wusste man nicht so recht, was das werden soll. Dann begann er Figuren und Motive und Stellungen und Bewegungen zu wiederholen und gleichzeitig neu zu interpretieren. Es wurde nicht unbedingt verständlicher, aber faszinierend. Ich hätte ihm noch viel länger zusehen können.

Da ich jetzt ja schon ein paar Vergleichsmöglichkeiten hatte (TED Salon Berlin, TEDGlobal>Geneva) kann ich mit Gewissheit sagen: Das war sehr gut. Wenn der Rest von TED auch auf diesem Niveau abläuft, ist die Sache vielleicht doch die 8500 Dollar Eintritt wert ...

Jetzt hoffen wir mal, dass sich die Zuschauer auch vom TED-Virus haben anstecken lassen und dann im Herbst zum nächsten (größeren!) TEDxStuttgart kommen. Infos dazu nach und nach über Social Media und natürlich die Website. Man sieht sich dort!

Creative Commons Licence "TED 2016 im Kino" by Dirk Haun is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International Licence.

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