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Die Ausstellung Post-Peace im Württembergischen Kunstverein

Auf die Ausstellung Post-Peace bin ich durch einen Zeitungsartikel aufmerksam geworden. Wie das immer so ist, zumal bei einem eher schwierigen Thema, nimmt man sich dann gerne vor, dass man da mal hingehen sollte, aber oft genug wird es dann doch nichts.

Als ich aber gesehen habe, dass die Ausstellung auch im Rahmen der Langen Nacht der Museen geöffnet hat, habe ich mir den nötigen Ruck gegeben und bin hingegangen.

Bei der Langen Nacht der Museen will man ja durchaus Neues entdecken, aber sich vielleicht nicht gerade mit einem so schwierigen Thema wie dem Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden (und seinen Zwischenformen) beschäftigen. Daher war die Ausstellung auch mein erster Stopp - danach war leichtere Kost angesagt.

Die Ausstellung besteht aus Werken von 20 verschiedenen Künstlern. Entsprechend unterschiedlich sind die Installationen und Herangehensweisen. Collagen, Wandgemälde, Konstruktionen aus Holz und diverse Video-Installationen gibt es zu sehen. All das ist mehr oder weniger - meist mehr - schwer zugänglich und wird auch nicht dadurch erleichtert, dass die Erläuterungen nicht immer dort hängen, wo man sie suchen würde.

Es ist, dem Thema angemessen, eine Ausstellung, mit der man sich beschäftigen muss. Man muss Zeit mitbringen und sollte wohl auch eine Führung mitmachen, um die Exponate einordnen und interpretieren zu können. Angesichts des Umfelds habe ich, zugegebenermaßen, die nötige Geduld nicht mitgebracht. Ab und zu habe ich bei einer kleinen Führungsgruppe gelauscht, aber die meiste Zeit habe ich selbst versucht, herauszufinden um was es jeweils geht. Was mir nicht immer gelungen ist.

Mein Eindruck: Die Ausstellung hat vielfältige Facetten, die man auch gar nicht alle verstehen muss oder kann. Aber man muss eben Zeit und Geduld mitbringen und sich auf das eine oder andere Exponat erst einmal einlassen. Für einen flüchtigen Besuch, wie im Rahmen der Langen Nacht der Museen, ist das nicht wirklich das richtige Ziel.

Bei mir ist vor allem die Video-Installation von Anna Dasovic hängen geblieben. Sie zeigt Deutsche, die nach dem Ende des zweiten Weltkriegs von den Alliierten gezwungen wurden, das KZ Buchenwald zu besichtigen (ein Ausschnitt aus einem eigens gedrehten US-Propagandafilm). Man sieht nur die Menschen, nicht die Opfer. Die Männer gehen meist mit versteinertem Gesichtsausdruck durchs Bild, während die Frauen sich aneinander klammern und nicht hinsehen können. Hier werden Menschen mit etwas konfrontiert, vor dem sie die ganze Zeit über die Augen verschlossen haben, obwohl sie hätten wissen können - oder müssen -, dass es passiert. Man kann darüber streiten, ob diese Aktion angemessen war, aber man wünscht sich unwillkürlich, dass mehr Menschen einmal vorher die Augen aufmachen, sich trauen, hinzuschauen - und (rechtzeitig) etwas tun würden. Die eigene Person eingeschlossen.

Die Ausstellung im Württembergischen Kunstverein am Schlossplatz ist noch bis 7. Mai 2017 zu sehen.

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