Mates of State in London
(Mit etwas Verspätung - das Konzert fand schon am Donnerstag statt)
Mates of State sind ja auch eine dieser Bands, die kaum jemand kennt. Dabei sind die beiden, das Ehepaar Kory und Jason Hammel, auch schon fast 20 Jahre unterwegs. Und trotzdem müssen sie selbst in London in einem kleinen Club spielen.
Das "Birthdays" ist von der Größe her vielleicht mit dem Schocken in Stuttgart vergleichbar, wenn auch etwas länger gezogen. Da ich die Location und Gepflogenheiten nicht kannte, war ich viel zu früh da. Der Sprühregen lud aber nicht gerade dazu ein, den Stadtteil zu erkunden, also ging ich rein und bestellte einen Burger. Und während ich versuchte, mich beim Essen des selbigen nicht allzu sehr zu bekleckern, fiel mir irgendwann die blonde Frau am Nebentisch auf. Und der Mann ihr gegenüber. Genau, da saßen Kory und Jason inmitten einer Gruppe von Freunden und unterhielten sich vor dem Auftritt.
Der eigentliche Ort des Geschehens befand sich im Keller: Ein kleiner Raum mit einer kleinen und nicht sehr hohen Bühne, eher notdürftigen selbstgebastelten "Isolation" an der Decke und einer Bar. Irgendwo hatte ich die Angabe "Capacity: 250" gelesen, aber damit kann eigentlich nur die Gesamtkapazität des ganzen Birthdays gemeint sein.
Laut Aushang waren zwei Vorbands angekündigt. Die erste nannten sich Bad Sounds und bestanden aus vier Jungs und einer blonden Schlagzeugerin, die hartnäckig jeden Blickkontakt mit dem Publikum vermied. Sie spielten eine Art Britpop mit gelegentlichen Disco-Einflüssen. Eigentlich ganz nett. Die zweite Band nannten sich Warm Brains und bestand aus zwei Typen mit E-Gitarren bzw. Bass. Was sie da spielten war allerdings nicht sehr melodisch und etwas kopflastig. Nach der Hälfte des Sets eröffnete der eine dem Publikum dann auch, dass sie eigentlich auch einen Schlagzeuger hätten. Der sei aber "on drugs" und das ganze daher "an experiment". Ein gescheitertes, muss man wohl hinzufügen.
Nachdem die Warm Brains ihre Gerätschaften weggeräumt hatten, bauten Kory und Jason ihre Instrumente auf bzw. um (das Schlagzeug hatten die Bad Sounds schon benutzt). Jason war recht bald fertig, bei Kory dauerte es etwas länger, bis ihre drei Keyboards richtig standen und angeschlossen waren.
Dann ging's los, mit viel Elan und ziemlich übersteuertem Sound. Es tat zwar der guten Laune keinen Abbruch, aber es war schon manchmal nicht einfach, überhaupt zu erkennen, welcher Song gerade gespielt wurde. Die Bad Sounds vorher waren auch nicht gerade leise gewesen, kamen aber klarer rüber. Da hätte man sicher noch etwas regeln können.
Egal. Die vielleicht 100 oder so Hardcore-Fans, die sich mittlerweile eingefunden hatten, waren jedenfalls happy, die Band endlich zu sehen. Und die beiden auf der Bühne gaben sich nicht nur Mühe sondern hatten auch sichtlich ihren Spaß. Langsame Stücke standen erst gar nicht auf dem Programm und ich war selbst ein wenig überrascht, wie viele gute, flotte Songs sich da im Laufe der Jahre angesammelt hatten.
Das etwas statische Setup Jason/Drums, Kory/Keyboards wurde zweimal aufgebrochen. Einmal kamen beide vor an den Bühnenrand, während die Keyboards alleine spielten, aber auch ein Schlagzeug zu hören war (Jason hatte kurz mit einem Smartphone herumgebastelt, das wohl als Drumcomputer herhalten musste). Ein anderes Mal wechselte Kory ans Schlagzeug, während Jason vorne herumhampelte. Er ist ja eh schon etwas größer und der Raum nicht sehr hoch, so dass er sich an der Decke abstützen konnte, während er sich weit ins Publikum lehnte.
Nach einer knappen Stunde schon wurde das Ende verkündet. Da die beiden aber nicht von der Bühne herunter konnten (der einzige Weg führte durchs Publikum), zogen sie sich nur kurz in den hinteren Teil zurück, bevor es dann noch zwei Zugaben gab.
Während der Raum sich schnell leerte standen die beiden schon am Verkaufsstand. Um eine CD als Geschenk gewidmet zu kommen, musste ich aber erst einmal selbst einen Stift organisieren. Der Barkeeper konnte zum Glück aushelfen.
Fazit: Trotz nicht optimalem Sound ein Konzert, das viel Spaß gemacht hat. Und Kory und Jason sind in echt so beneidenswert niedlich wie man sich das vorstellt.