Verleihung des LFK Medienpreis 2017
Das Publikum hatte sich in Schale geworfen. Vielleicht nicht Oscar-mäßig, aber die Herren überwiegend im Sakko und die Damen schick, wenn auch nicht zu gewagt. Und ich stand mittendrin und fragte mich mal wieder, was ich hier eigentlich mache. Nicht, weil ich unpassend gekleidet war, sondern weil ich nicht ein einziges bekanntes Gesicht sehen konnte. Ich bin ja eh nicht der Super-Networker, aber in solchen Situationen fühle ich mich einfach nur noch verloren.
Immerhin war auch für das leibliche Wohl gesorgt - kostenloses Catering, inkl. warmen Speisen und Getränken. Da freut sich nicht nur der Schwabe.
Das Apollo Theater ist ja auch ganz hübsch (man merkt, ich bin kein Musical-Gänger) und verfügt über nette Bühnentechnik wie scheinbar schwebende Plattformen, auf denen zuerst der Moderator Rainer Maria Jilg, dann gar eine Parkbank inkl. Laterne auf die Bühne glitten. Der Stehtisch für die Gespräche mit den Preisträgern wurde dagegen auf die Bühne getragen.
Beim LFK Medienpreis werden Sendungen aus dem lokalen Fernsehen und Hörfunk ausgezeichnet. Die ganze Show um die Verleihung herum war mit einer Drohne als "Hauptdarsteller" gestrickt. Bei der Vorstellung der nominierten Teams flog die Drohne von oben auf die jeweiligen Locations und Teams zu und vor jeder Kategorie gab es einen nicht sehr zielführenden und wenig originellen Clip, der zeigte, wie ein Mensch namens Fabian und seine Drohne durchs Ländle ziehen. Irgendwie hatte ich ja erwartet, dass sich diese Schnipsel am Ende zu einer Geschichte zusammenfügen würden (es begann mit dem Frühstück, Haus verlassen, usw.), aber dem war nicht so. Sinn unklar.
Und dann durfte die Drohne auch noch den jeweiligen Gewinner "verkünden", indem sie in verschiedenen Aufbauten auf das Gewinner-Logo zuflog, es aufdeckte, aus einer entsprechend beschrifteten Kiste auftauchte, usw. Das ganze im Rahmen einer simulierten Live-Schaltung, die krampfhaft und nur mäßig amüsant versuchte, diese bekannte Situation aus Fernsehshows zu karikieren. Na ja.
"Na ja" fasst auch gut mein Urteil über die meisten Preisträger zusammen. Warum jetzt etwa der Beitrag "Moderatorin fliegt zum ersten Mal in ihrem Leben mit einem Gleitschirm" ausgezeichnet wurde, wenn das Format gefühlt schon seit zwanzig Jahren von jeder Fernsehsendung mindestens einmal durchgespielt worden ist, hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Bei einigen - wenigen - anderen war es wenigstens nachvollziehbar, z.B. die Sendung über die Flüchtlinge, die selbst von ihren Erlebnissen berichten (statt dass immer nur über sie berichtet wird) oder die Sendereihe aus Braunsbach, die dort eben auch nach der Überschwemmung immer mal wieder vorbeischaute und über die Sorgen der Bewohner, aber auch die kleinen Fortschritte berichtete.
Zusammengefasst: Ja, es sollte einen Preis für solche regionale Berichterstattung geben. Aber vielleicht muss man dann auch mal den Mut haben, in einer Kategorie keinen Preis zu vergeben wenn eben nichts wirklich preiswürdiges darunter war. So stand die Belanglosigkeit und gelegentlich auch mal der lokale Mief mancher Beiträge doch in deutlichem Kontrast zu dem etwas bemühten Versuch, darum eine Gala aufzuziehen.
Immerhin, die Showeinlage mit den beiden Seil-Akrobaten / Tänzern am (nicht: auf) dem Seil war sehenswert. Und am Ende habe ich mit Henning Schürig sogar doch noch ein bekanntes Gesicht getroffen.