Politik

Freiheit vs. Sicherheit

In einer freiheitlichen Gesellschaft muss man immer abwägen zwischen Freiheit und Sicherheit. Absolute Freiheit kann es ebenso wenig geben wie absolute Sicherheit. Wenn der Status Quo dieser Abwägung geändert werden soll, muss man darüber diskutieren. Und diskutieren heißt, sachliche Argumente vorzubringen.

Angesichts der Ereignisse in Paris wird nun also wieder einmal vorgeschlagen, eine Vorratsdatenspeicherung einzuführen. Dieser Vorschlag ist für sich genommen legitim, aber man muss dann eben auch begründen können, was genau uns diese doch recht drastische Einschränkung unserer Freiheit bringen würde.

In Frankreich gibt es bereits eine Vorratsdatenspeicherung. Gebracht hat sie im aktuellen Fall offenbar nichts. Das mag nun daran liegen, dass sie in der Praxis nicht wirklich umgesetzt wird. Andererseits kann man auch argumentieren, dass, wenn ich über die Existenz der Vorratsdatenspeicherung Bescheid weiß, ich bei der Planung eines solchen Attentats eben so plane, dass ich keine verdächtigen Daten hinterlasse. Oder vielleicht ist mir die Datenspeicherung auch einfach egal, da ich ohnehin vorhabe, das Attentat selbst nicht zu überleben.

Gegen Extremisten helfen solche Maßnahmen eben nicht wirklich, während sie gleichzeitig den normalen, ihre Freiheit liebenden Bürgern, einen Teil eben dieser Freiheit nimmt. Und das ohne Zugewinn an Sicherheit.

Wir haben es hier mit einem Extremfall zu tun. Fälle wie diese wird man nicht verhindern können. Nicht mit der Vorratsdatenspeicherung, nicht mit anderen Maßnahmen. Wer in absoluter Sicherheit leben will, darf das Haus nicht mehr verlassen. Und selbst dann kann er immer noch umkommen, wenn zufällig ein Meteorit das Haus trifft.

In anderen Bereichen akzeptieren wir diese Unsicherheit doch auch. Jährlich kommen über 3000 Menschen auf Deutschlands Straßen ums Leben, sterben über 200000 Menschen an Krebs. Auch hier haben wir Gegenmaßnahmen getroffen - es gibt Führerscheinprüfungen und technische Vorkehrungen wie Airbags bzw. Vorsorgeuntersuchungen und Verbote krebsverdächtiger Substanzen. Aber keine dieser Maßnahmen ist perfekt und trotzdem fordert niemand angesichts der doch sehr viel höheren Opferzahlen drastischere Maßnahmen.

Attentate sind Extremfälle, die gerade wegen ihrer Seltenheit viel höhere Wellen schlagen und uns emotional berühren. Doch trotz des hohen Stellenwerts, den wir Emotionen im Leben eines Einzelnen zugestehen: Für Entscheidungen, die das Potenzial haben, das Leben von Millionen Menschen einer ganzen Gesellschaft drastisch zu verändern, dürfen sie nicht die Basis sein.

(Foto: Liberté von Raphaël Labbé, Flickr, CC BY-SA)

Creative Commons Licence "Freiheit vs. Sicherheit" by Dirk Haun is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International Licence.

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