Der Plan im Kunstgebäude
Im Rahmen des Internationalen Trickfilm-Festivals (ITFS) kam ich unverhofft zu einem Konzert der legendären deutschen Band Der Plan. Und das kam so:
Im Rahmen des ITFS fand eine kleine Konferenz mit dem Titel I/P/D (für Immersion, Pop Culture, Distraction) statt. Es ging da laut Selbstbeschreibung um "pop culture and immersive media, animation and video games culture". Wohl auch wegen des verschwurbelten Titels und des unklaren Fokus verloren sich vielleicht 30 Menschen im Kuppelsaal des Kunstgebäudes am Schlossplatz. Wir saßen also genau unter dem goldenen Hirsch, der auf dem Dach des Gebäudes thront. Außerhalb des Saals war die Games Zone aufgebaut, wo immerhin reger Publikumsverkehr herrschte. Die Türen zum Saal blieben den ganzen Tag über offen und es gab keine Einlasskontrolle, so dass sich auch immer mal wieder normale Besucher in den Raum verirrten. Ich hatte mein Ticket bei einer Verlosung gewonnen. Wie die Teilnehmer, die 24 Euro Eintritt dafür bezahlt hatten, über diese lockere Herangehensweise dachten, ist mir nicht bekannt. Ein bisschen merkwürdig war es schon.
Jedenfalls begann der Tag mit einer als "Masterclass" deklarierten Session der deutschen Band Der Plan. Die gibt's noch? Offenbar. Das letzte Mal hatte ich diesen Namen in den 80ern gehört, waren sie doch eine der ersten Bands, denen man das Label "Neue Deutsche Welle" angeklebt hatte. Die drei Herren erzählten dann auch locker und kurzweilig von alten Zeiten, ersten Experimenten mit Computern (u.a. hatten sie einen Apple I(!) verwendet) und kamen dann über das Bühnenbild in die Gegenwart.
Gelernt habe ich: "Man kann alles aus Wellpappe machen." Dieser Satz bezog sich auf das Bühnenbild, vor allem am Anfang der Karriere, als man kein Geld hatte. Aber auch heute verwenden sie das Material noch. Und das zweite Learning: Second Life existiert noch. Ergänzend zur Wellpappe verwendet die Band Second Life heute, um die Bühnenbilder zu planen, indem sie ihre Bühnen in Second Life nachbauen. Außerdem dient die virtuelle Welt als Hintergrund für ihre Videos und Bühnenshows.
Der Zugang zur I/P/D-Konferenz berechtigte auch zum Einlass zum Konzert von der Der Plan am Abend an gleicher Stelle. Nun hätte ich vor diesem Tag nicht einen einzigen Titel der Band mehr nennen können (außer vielleicht "irgendwas mit einer Ampel"), aber die morgendliche Session hatte Appetit gemacht. Und ich habe es nicht bereut.
Auch am Abend war der Kuppelsaal - mittlerweile ohne Stühle - alles andere als voll. Es waren immerhin vielleicht 100 Menschen anwesend. Das Programm begann mit einigen alten Stücken, u.a. dem Song mit der Ampel. Und dann kam die Textzeile, die ich auch schon seit den 80ern nicht mehr gehört habe: "Liebling, nimm die Rüstungsspirale." Ach richtig, das war doch auch ein Song. Es folgten zunehmend neuere Sachen, die ich nicht kannte, die aber auch nicht schlecht waren. Die Band singt immer noch auf deutsch und macht immer noch elektronische Musik. Und viele der Elemente, über die am Morgen gesprochen wurde, konnte man jetzt in Aktion sehen. Neben der Wellpappe (für einen Teil des Bühnenbilds und einiger Masken) vor allem auch die Kamerafahrten durch Second Life, die im Hintergrund der Songs liefen. War ein Stück zu Ende ging es zurück zu einer Art Lagerfeuer-Szene, ebenfalls aus Second Life.
Es wurde ein kurzweiliger Abend. Nach dem Stück mit der Aufforderung "Lass die Katze stehn" verließen die drei Herren schließlich kurz die Bühne, ließen sich aber schnell wieder herbeiklatschen. Dann gab jeder noch einen Song zum besten, bevor der Auftritt nach gut anderthalb Stunden zu Ende war. Mir hat's gefallen. Danke für die Einblicke in Theorie und Praxis.