Beim Zollamt
Zollamt - der Begriff weckt Assoziationen, überwiegend der unangenehmen Art. Behörde, Bürokratie, Beamte, Papierkrieg, Steuern, ... Wer mag sich damit schon gerne abgeben? Wenn man öfter mal etwas aus dem nicht-europäischen Ausland bestellt, wird man früher oder später aber ein Schreiben in seinem Briefkasten vorfinden, das einen zum Zollamt einbestellt, weil eine Sendung nicht korrekt deklariert wurde.
Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber mit dem Zollamt in Zuffenhausen, bei dem ich 1-2 mal pro Jahr antreten muss, habe ich immer nur gute Erfahrungen gemacht. Ganz entgegen des Klischees trifft man dort auch überwiegend auf jüngere Mitarbeiter, die zwar ihre Vorschriften einhalten müssen, aber ganz und gar nicht bürokratisch-verklemmt sind.
Natürlich sind die Fälle, für die man beim Zollamt antanzen muss, dann auch meist eher ungewöhnliche. So musste ich als Folge meiner ersten unterstützten Kickstarter-Kampagne damals noch das Crowdfunding-Prinzip erklären (und dass ich keinen CD-Versand plane, sondern dies ein Privatkauf war). Lustig ist auch, mit einer Rechnung vorstellig zu werden, über der fröhlich (O-Ton!) "Here's your fucking bill!" steht :)
Das corpus delicti dieses Mal: Ein Satz Karten, die beim Brainstorming und Entwickeln einer Branding Strategy helfen sollen. Die Frage war, in welche Warengruppe diese fallen und wie man sie umschreibt.
Da ich gerade etwas ähnliches entwickle, habe ich sorgfältig die Umschreibung als "Spielkarten" vermieden (denn "Spiel" impliziert im Beamtendeutsch, dass es sich an Kinder und Jugendliche richtet, und löst eine ganze Lawine von Vorschriften aus). Nach einigen Diskussionen und Recherchen kamen die mittlerweile drei Mitarbeiter zu der für mich überraschenden, aber angenehmen Erkenntnis, dass für die Karten nicht 19% sondern nur 7% Einsatzumfuhrsteuer fällig wären und ich zudem unter dem Mindestbetrag liegen würde. Mit anderen Worten: Ich musste nichts weiter bezahlen und konnte direkt mit meinen Karten nach Hause gehen.