Kurztest: AudioLunchbox.com
AudioLunchbox ist ein solcher Service und soll hier einmal näher betrachtet werden ...
Im Gegensatz zum iTunes Music Store benötigt AudioLunchbox keine eigene Software, sondern ist über einen Webbrowser zugänglich. Leider wird aber auch das Flash-Plugin benötigt - ohne Flash ist die Site nur sehr eingeschränkt nutzbar.
Das Angebot von AudioLunchbox wird gerade massiv aufgestockt und soll bis Mitte / Ende Juli bereits 350.000 Titel umfassen. Schon jetzt bringt ein nur oberflächliches Blättern in den Genres oft mehrere Bildschirmseiten voller Alben zutage.
Hier offenbart sich dann auch gleich einer der größten Nachteile des Service: Man ist in dieser Flut von Alben und weitgehend unbekannten Interpreten doch ziemlich auf sich gestellt. So etwas wie die von anderen Abgeboten bekannten Empfehlungen ("wenn Dir das hier gefällt, könnte Dir auch das da gefallen") gibt es leider nicht. Als einzige Orientierung bleibt die Einordnung in Genres.
Gut gelöst (sieht man einmal von dem vorausgesetzten Flash-Plugin ab) sind dagegen die Hörproben. Nicht nur die bekannten 30-Sekunden-Schnippsel stehen zur Verfügung, sondern man kann auf Knopfdruck auch alle Titel eines Albums anspielen lassen - eine Kleinigkeit nur, aber sehr bequem.
Formate
Die Musik wird in zwei Formaten angeboten: MP3 (im VBR-Format, d.h. mit variabler Bitrate) sowie als Ogg Vorbis. Bei letzterem handelt es sich um ein offenes Musikformat, für das auch keine Lizenzgebühren anfallen, und das daher im OpenSource-Bereich recht beliebt ist.
Preise
Die Preise sind auf dem Niveau des iTunes Music Store: 99 US-Cent pro Titel und 9,99 Dollar pro Album (bzw. auch weniger, wenn das Album weniger als 10 Titel enthält). Dafür bekommt man dann auch Musik ohne DRM-Einschränkungen. Zudem ist es offenbar auch bei allen angebotenen Alben möglich, nur einzelne Titel herunterzuladen. Weitere Einschränkungen gibt es nicht, jedoch stehen einige wenige Alben aus lizenzrechtlichen Gründen nur für Kunden aus den USA zur Verfügung.
Ein Tipp zu den Preisen: AudioLunchbox veranstaltet hin und wieder Aktionen, zu denen dann das gesamte Angebot für 79 US-Cent pro Titel erhältlich ist. Solche Aktionen gibt es oft zu amerikanischen Feiertagen (z.B. zum 4. Juli), so dass es sich lohnen kann, mit dem Kauf etwas zu warten (und einen Kalender mit den amerikanischen Feiertagen parat zu haben ...).
Der Kauf
Hat man sich für seine Musik entschieden (die im "Lunchbox" genannten Einkaufswagen bis zum "Checkout" gesammelt wird), hat man die Wahl, mit Kreditkarte, per PayPal oder mit einem zuvor erworbenen Gutschein zu bezahlen. Gutscheine gibt es zu $25, $50 und $100, wobei es jeweils auch noch ein paar Titel, gewissermaßen als Mengenrabatt, zusätzlich gibt. Sodann hat man die Möglichkeit, die Titel in den gewünschten Formaten herunterzuladen. Dabei gilt es, sich zwischen MP3 und Ogg zu entscheiden - einen Titel kann man nicht in beiden Formaten herunterladen, aber man kann unter den gekauften Titeln beliebig mischen. Die Titel können einzeln oder gepackt als ZIP-Datei heruntergeladen werden. Zusätzlich gibt es zu jedem Album auch noch ein JPEG mit dem Album-Cover. Nach dem Bezahlvorgang hat man 24 Stunden Zeit, die gekaufte Musik herunterzuladen. Nach erfolgtem Download sollte man unbedingt auch ein Backup seiner Einkäufe anlegen, denn nach Ablauf der 24 Stunden muss man für die Musik ein zweites Mal bezahlen.
Ein Einkauf
Für meinen ersten Einkauf bei AudioLunchbox hatte ich mich für folgende Alben entschieden:
"Private Suit" von Bettie Serveert, einer niederländischen Band, von der ich schon vier CDs besitze. Dieses Album war mir jedoch bis vor kurzem unbekannt - bis ich es im amerikanischen iTunes Music Store entdeckte. Leider wurde es dann im deutschen Music Store nicht angeboten. Um so größer natürlich meine Freude, es bei AudioLunchbox zu finden - zumal noch zu einem günstigeren Preis.
Interpret: Bettie Serveert
Album: Private Suite (2000)
11 Titel (45:38 min Spielzeit)
Preis: 7,99 Dollar (Aktionspreis)
Auf das Album "Hitting The Ground" von Gordon Gano bin ich durch die Suche nach PJ Harvey gestoßen. Gano, Sänger der Band Violent Femmes, hat auf diesem Album eine illustre Reihe von Gastmusikern versammelt. Neben PJ Harvey und anderen Indie-Größen (Frank Black, They Might Be Giants, Mary Lou Lord) erstaunlicherweise sogar sowohl Lou Reed als auch John Cale (wenn auch nicht in einem Song). Es handelt sich hierbei um den Soundtrack zum gleichnamigen (mir nicht bekannten) Film von Regisseur David Moore, kann aber auch als allein stehendes Rock-Album überzeugen.
Interpreten: Gordon Gano, diverse Gastmusiker
Album: Hitting The Ground (2002)
11 Titel (32:11 min Spielzeit)
Preis: 7,99 Dollar (Aktionspreis)
Das Album "Life In Venus" der New Yorker Band s.e.k.s. war ein echter Zufallstreffer - ich hatte einfach mitten in eine Liste von Alben geklickt. Die Einstufung unter Jazz hätte mich ja beinahe wieder abgeschreckt, aber die Hörproben haben mich überzeugt. Ein Album, das sehr relaxed daher kommt. Jazz ist das sicher nicht - "Lounge" würde wohl eher passen.
Interpret: s.e.k.s.
Album: Life In Venus (2003)
7 Titel (28:03 min Spielzeit)
Preis: 5,53 Dollar (Aktionspreis)
Ich hatte mich für das MP3-Format und den Download als eine große ZIP-Datei entschieden. Diese umfasste dann stattliche 149 MB und liess sich einwandfrei bei akzeptabler Geschwindigkeit (DSL-Verbindung) herunterladen und anschliessend entpacken. Die Alben wurden jeweils nach Künstler und Album in Unterverzeichnisse einsortiert und enthielten auch das erwähnte JPEG mit dem Album-Cover. Die MP3-Tags waren auch vernünftig gesetzt, lediglich beim Album von Bettie Serveert fehlten die Angaben zum Genre.
Zusammenfassung
AudioLunchbox bietet ein großes Sortiment aus dem Bereich Independent / Alternative zu attraktiven Preisen. Das Stöbern im riesigen Angebot könnte von einigen Optionen (Empfehlungen, Kundenkommentaren) profitieren. Technisch ist an dem Angebot nichts auszusetzen.