Neuland 4.0
Es ist ja schon niedlich, wie die Stuttgarter Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe versucht, Angela Merkels unsägliche "Neuland"-Aussage vom letzten Jahr zu relativieren:
Auf Twitter wurde sie im Sommer 2013 in großem Stil verspottet, weil sie während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama das Internet als „Neuland“ bezeichnete. Vor allem viele junge Menschen sind der Meinung, dass das Internet und der gesamte digitale Wandel, der treffender als digitale Revolution bezeichnet wird, bereits vollendet seien
Ohne Link zur Quelle, da die StZ ihre Neuland-Kompetenz eindrucksvoll auch durch die Unterstützung des Leistungsschutzrechts unter Beweis stellt. Wie auch durch dieses Zitat aus einem anderen Artikel in der gleichen Ausgabe:
die WLan-Verbindung ist so schnell, das fast zeitgleich mit dem Doppelklick die Internetinhalte aufflimmern
Doppelklick?
Doch zurück zum Thema: Die Jugend sieht das Internet keineswegs als etwas Festes oder gar Vollendetes. Im Gegenteil, das Neue ist Teil des Internets und der Kultur, die die StZ so offensichtlich nicht versteht. Und Angela Merkel muss sich auch nach einem Jahr noch vorwerfen lassen, dass der Begriff vom Neuland vollkommen daneben lag und immer noch liegt und nur bestätigt, dass sie und ihre Politiker-Generation das Internet noch immer nicht verstanden haben - oder verstehen wollen.
Wie das auch die nicht endend wollenden Diskussionen über Netzneutralität und Vorratsdatenspeicherung eindrucksvoll belegen. Alle Argumente sind längst auf dem Tisch, das Urteil ist eindeutig ("Vorfahrtsregelungen" sind nicht nötig und schaden nur; Vorratsdatenspeicherung hilft nicht gegen Terrorismus oder Kriminalität, ist aber schädlich für die Demokratie). Diese Ignoranz kann eigentlich nicht mit Unkenntnis oder Dummheit erklärt werden - man muss vielmehr ganz andere Motive vermuten. Was die ganze Sache nur noch schlimmer macht.